1:0 für GC
Sie erregen die Gemüter, die neuen Auswärtstrikots der beiden Stadtzürcher Clubs. Dabei ist die Aufregung zumindest in einem Fall nun wirklich fehl am Platz. Eine Stilkritik von Bettina Weber.
Um allfälligen Missverständnissen gleich zu Beginn vorzubeugen: Ich bin ganz und gar unverdächtig, weil vollkommen unparteiisch. Mir ist wurst, ob der FCZ oder GC gewinnt, wichtig ist jeweils nur, dass Basel verliert, weil man als Zürcherin von Natur aus gegen Basel ist, immer und in jeder Beziehung, das ist so ein Reflex, da kann man nichts dafür.
Meine männlichen Freunde setzen sich zu gleichen Teilen aus FCZ- wie aus GC-Fans zusammen; die Motive, weshalb die für den einen oder den anderen Club sind, erscheinen mitunter kurios: Bei einem hat sich sein Fantum zum Beispiel deshalb herausgebildet, weil sein Vater Anhänger des einen Clubs war, da wurde der Bub aus Trotz Anhänger des Gegners. Bei anderen verhält es sich grad umgekehrt, da ist man aus familientraditionellen Gründen für die einen und seit jeher wahnsinnig gegen die anderen. Worauf ich hinauswill: Die folgende Betrachtung der Stadtzürcher Auswärtstrikots erfolgt neutral und streng aus rein modischer Sicht.
Wenn die Farbe rockt
Zunächst ist man ja als Laie sehr verblüfft, dass die Präsentation der neuen Trikots immer eine Heidensache ist. Man würde doch denken, dass so ein Fussballfan solchen Nebensächlichkeiten jetzt wirklich ziemlich indifferent gegenübersteht. Man ist ja nicht bei Heidi Klum. Aber vermutlich gehts heute auch beim Fussball nicht mehr ohne dieses Marketinggeschrei, also wird selbst aus so etwas Banalem wie einem neuen Leibchen eine Inszenierung veranstaltet.
Wir wollen trotzdem nicht kulturpessimistisch erscheinen, sondern uns nun dem Sujet zuwenden, das ja offenbar für Unmut sorgt: den Auswärtstrikots. Die sorgen für Unmut, ja, die Gemüter erregen sich geradezu, sagt der Kollege vom Sport, und der weiss da ja Bescheid. Ich google also. Und bin entzückt.
Dieses Pink von GC ist grandios. Es mag rein gar nichts mit den Club-Farben zu tun haben, aber das scheint ja irgendwie das Konzept zu sein, jedenfalls ist das dem Erscheinungsbild in keinster Weise abträglich. Im Gegenteil. Das dunkle Pink rockt. Es fällt auf. Es macht was her. Da wird eine Idee durchgezogen, und das wirkt entschlossen und angriffslustig. Eine Fussballmannschaft, die sich für Pink entscheidet, wirkt selbstbewusst. In den USA gibt es ja einen Sheriff, der lässt seine Häftlinge Rosa tragen, sogar die Unterwäsche ist rosa, und das soll die kränken und herabwürdigen, weil der Sheriff meint, nur Schwule, aber sicher keine echten Kerle würden Rosa tragen, aber das ist natürlich einigermassen lächerlich, denn ein Kerl, der ein Problem mit Rosa hat, kann kein Kerl sein. Und einer, der mit Schwulen eines hat, grad auch nicht. Wobei man schon sagen muss: Das dunkle Pink ist eindeutig eine Verbesserung zum Rosa vom letzten Jahr. Das sah schon etwas nach Balletteuse aus, wobei das im Fussball eventuell nicht der schlimmste aller Vergleiche ist, ich meine, Balletteusen sind virtuos und geschmeidig und Hochleistungssportlerinnen und so, aber trotzdem.
Ein kurioses, lustloses Tenü
Das Trikot des FCZ hat mich indes nicht annähernd so euphorisiert. Dieses Halb-Dunkelblau-halb-Himbeerrot mit diesem verwischten Farbverlauf sieht aus wie geairbrusht. Man getraut sich nur, Farbakzente bei den Socken und um den Bauch herum zu setzen, und das ist mutlos und sieht kurios aus. Die Mode mag ja immer wieder irgendwelche alten Trends neu aufleben lassen, aber das hier sieht trotz des Airbrush-Effekts nicht mal aus wie Original-Achtziger, sondern einfach nur verunglückt.
Und so lustlos. Harmlos. Ich würde sogar sagen: Wahnsinnig bieder. Ebenfalls nicht schön: der Rundhals des Oberteils (gilt auch für GC). Der sieht einfach nur lausig aus. Rundhalsausschnitte, erst recht getragen als Tenü mit einer kurzen Hose, verströmen immer sofort dieses Pyjama-Flair. Und die Assoziation mit Schlaf und Bett dünkt einen jetzt eher etwas unglücklich, wenn es um Sportlich-Dynamisches geht. T-Shirts mit Kragen (wie beim Tennis häufig) wirken einfach sofort stilvoller, klassischer, souveräner. Ansonsten: Dass da eine Mannschaft so viel modischen Mut hat wie GC, gar ein bisschen Extravaganz an den Tag legt, und das auch noch glückt, erfreut mein Gemüt. Ich glaube, ich werde mir mal so ein Auswärtsspiel ansehen.
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