11'000 Tier- und Pflanzenarten eingeschleppt
In Europa gibt es über 11'000 eingeschleppte Tier-und Pflanzenarten. Für die Schweiz wird die Zahl der Fremdlinge auf 500 bis 1000 geschätzt.
Zu diesem Schluss kommt ein Projekt, an dem auch Forscher der Universität Bern beteiligt waren. Etwa 6000 der eingeschleppten Arten seien Pflanzen, sagte der Ökologe Wolfgang Nentwig am Dienstag auf Anfrage zu einer Mitteilung der Universität Bern. Neben rund 4000 Tierarten existieren auch 500 Pilze und einige Mikroorganismen in Europa, die eigentlich nicht hierher gehörten.
Für die Schweiz liegen laut Nentwig keine verlässlichen Zahlen vor: Die bislang durchgeführten Erhebungen seien nicht sehr genau. Er schätze aber, dass hierzulande zwischen 500 und 1000 eingeschleppte Arten leben könnten.
Viele richten Schaden an
Nentwig gehört zu einer Gruppe von rund 100 Forschern aus ganz Europa, welche die Informationen über fremde Arten in Europa in dreijähriger Arbeit zusammengetragen und in einem am Montag erschienenen Buch festgehalten haben. Demnach ist die Mehrzahl der eingeschleppten Arten unproblematisch.
Rund 15 Prozent verursachen jedoch beträchtlichen ökonomischen und gesellschaftlichen Schaden. Bekannt ist zum Beispiel die Pflanze Ambrosia, die Allergien auslösen kann. Weitere 15 Prozent der eingeschleppten Arten beeinträchtigen laut den Forschern die Artenvielfalt: Sie schaden einheimischen Pflanzen oder der Umwelt.
Bislang wurden die Schäden jedoch unterschätzt - vor allem ausserhalb der Land- und Forstwirtschaft, und wenn nicht die menschliche Gesundheit betroffen ist. Von der Ratte etwa wisse jedermann, dass sie Schaden anrichte, sagte Nentwig. Aber es gebe gebe diverse weitere eingeschleppte Arten, die verschiedenste Schäden anrichten könnten.
Erosion und kaputte Zierpflanzen
Der Japanknöterich etwa verdränge andere Pflanzen an Böschungen und erhöhe deren Anfälligkeit auf Erosion. Schildläuse befallen Zierpflanzen und verursachen dem Pflanzenliebhaber grossen Pflegeaufwand. Die Rotwangenschmuckschildkröte frisst Libellen- und Amphibienlarven in einheimischen Weihern und Tümpeln.
Der Bundesrat hat denn auch kürzlich ein Import-, Verkaufs- und Aussetzungsverbot für ein gutes Dutzend besonders gefährlicher eingeschleppter Tier- und Pflanzenarten erlassen. Das sei ein erster Schritt, urteilt Nentwig. Die Schweiz nehme damit sogar eine Art Vorreiterrolle in Europa ein.
Doch auf die Dauer werde dies bei weitem nicht genügen. «Wir Forscher haben die Hoffnung, dass die Liste regelmässig aktualisiert wird», sagte er. Die Erkenntnisse des europaweiten Projekts könnten dazu Grundlagen liefern.
SDA/sam
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch