Corona im Zürcher Altersheim in Räterschen13 Betagte unmittelbar vor zweiter Impfung erkrankt
Das Altersheim Sonne in Räterschen hat mit einem Corona-Ausbruch zu kämpfen. Bisher wurde unter den Betroffenen noch keine mutierte Form des Virus nachgewiesen.

Im Alterszentrum Sonne in Räterschen bei Winterthur haben sich 13 Betagte und fünf Angestellte mit dem Corona-Virus angesteckt. Die betroffenen Bewohner, alle über 75 Jahre alt, wurden Mitte Januar ein erstes Mal mit dem Wirkstoff von Pfizer-Biontech geimpft. Sie hätten noch diese Woche ein zweites Mal geimpft werden sollen. Nun wurde dieser Termin um drei Monate verschoben.
Maria Hofer-Fausch, die Direktorin mehrerer Pflegeeinrichtungen im Eulachtal, bestätigte am Mittwoch eine entsprechende Meldung der Zeitung «Blick». Für den Ausbruch habe man noch keine Erklärung, sagt Hofer-Fausch. «Die Bewohnerinnen und Bewohner zeigen bisher nur leichte Symptome und sind wohlauf. Darüber sind wir sehr froh.»
Schutz erst nach zweiter Impfung
Das Heim hat nun wieder umgehend Sicherheitsmassnahmen wie ein Besuchsverbot, Quarantäne und Isolation sowie grossflächige Tests angeordnet. Man steht in Kontakt mit der Gesundheitsdirektion. Auch das angeschlossene Heim Staub/Kaiser-Haus ist betroffen. Dort steckten sich ein Bewohner und drei Mitarbeiter an – alle sind derzeit noch ohne Symptome. Maria Hofer-Fausch weist Aussagen zurück, wonach die erste Impfung nicht wirken würde. Das seien Mutmassungen.
Fakt ist: Für einen ausreichenden Schutz vor dem Corona-Virus reicht eine Impfung nicht aus (lesen Sie hier mehr darüber). Grundsätzlich sollte die erste Dosis lediglich das Ansteckungsrisiko sowie die Gefahr einer schweren Erkrankung zuverlässig vermindern. Schon im Januar wurde beispielsweise bekannt, dass sich in der Walliser Ortschaft Steg 15 Personen nach der ersten Impfung mit dem Virus angesteckt hatten. Im Fall des im Zentrum Sonne eingesetzten Impfstoffs von Pfizer-Biontech wird die volle Wirkung erst etwa eine Woche nach der zweiten Impfdosis entfaltet.
Direktorin Hofer-Fausch äussert sich auch zur Möglichkeit, dass mutierte Formen des Virus für die Ansteckungen verantwortlich sein könnten: «Bei den bisher vorliegenden Befunden konnte noch keine mutierte Form nachgewiesen werden», sagt sie. Die Analysen durch das Labor seien aber noch nicht abgeschlossen. «Dazu stehen wir im Kontakt mit dem kantonsärztlichen Dienst und dem kantonalen Labor.»
Ausbrüche im Herbst
Das Zentrum Sonne gehört zur Betriebsgemeinschaft Pflege Eulachtal. Das dazugehörige Pflegezentrum in Elgg stand im Frühherbst mehrfach in den Schlagzeilen. Insgesamt 56 Personen hatten sich bei Ausbrüchen mit Corona infiziert, darunter 25 hochbetagte Bewohnerinnen und Bewohner. Dennoch musste niemand ins Spital überwiesen werden, was die «NZZ» damals zur Schlagzeile «Das Wunder von Elgg» verleitete.
Rückblickend sagt Maria Hofer-Fausch: «Wir hatten insgesamt eine gute Zeit, schrittweise kehrte eine Art Normalität mit Schutzmassnahmen ein.» Es sei schön zu sehen gewesen, wie sich die Bewohnerinnen und Bewohner nach und nach erholten und nach der langen Isolationszeit wieder kleine Freiheiten möglich wurden.
«Es folgte jetzt auch eine lange Zeit ohne positive Fälle», sagt Hofer-Fausch. «Dafür sind wir sehr dankbar. Man freue sich auch wieder auf Feste und Veranstaltungen. «Die aktuellen Fallzahlen und die Impfung geben da Grund zur Hoffnung. Aber es heisst weiterhin: Vorsichtig sein und Geduld haben.»
Gute Zahlen bei Heimen
Seit einigen Tagen sind in den Schweizer Altersheimen die meisten Bewohnerinnen und Bewohner, die das wollen, ein erstes Mal geimpft worden. Trotz der guten Zahlen ist beispielsweise der Heimverband Curaviva dafür, präventive Massentests in den Heimen durchzuführen. Dafür sprach sich auch der Bundesrat aus. Die Umsetzung liegt aber in den Händen der Kantone.
Bemerkenswert sind zudem Zahlen, welche der Kanton St. Gallen kürzlich veröffentlich hat. So liessen sich in St. Gallen rund 70 Prozent der Bewohnenden ein erstes Mal impfen. Beim Personal in den Heimen lag die Beteiligung je nach Institution jedoch nur zwischen zehn und 40 Prozent.
Im Zentrum Sonne in Räterschen liessen sich laut der Leitung 100 Prozent der Bewohnenden impfen und «über 50 Prozent der Mitarbeitenden».
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