140 Asylbewerber für ein 560-Seelen-Dorf
Der Bund und der Kanton Aargau beharren auf dem Vorhaben, in der Militäranlage Bettwil vorübergehend Asylsuchende unterzubringen. Dies obwohl sich die Bewohner mit Händen und Füssen dagegen wehren.
Ungeachtet von Bürgerprotesten wollen der Bund und der Kanton Aargau an der geplanten Asylunterkunft für bis zu 140 Personen in der Freiämter Gemeinde Bettwil festhalten. Die Bevölkerung im 560-Seelen-Dorf will von der befristeten Nutzung einer Militäranlage nichts wissen.
Das Bundesamt für Migration (BFM) und der Kanton würden die Anliegen und Ängste der Bevölkerung in Bettwil ernst nehmen, sagte Balz Bruder, Mediensprecher des Aargauer Departementes Gesundheit und Soziales (DGS), heute auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda.
Rigides Sicherheitsdispositiv
Das BFM und der Kanton würden «im Rahmen des Möglichen alles vorkehren, um die Umfeldauswirkungen der Asylunterkunft auf ein Minimum zu beschränken». So sei für die provisorische Unterkunft ein rigides Sicherheitsdispositiv vorgesehen.
Die ausserordentliche Situation bei der Unterbringung von Asylsuchenden mache es jedoch notwendig, dass rasch zusätzliche Unterkünfte geschaffen werden könnten.
Aus diesem Grund könne aus heutiger Sicht auf die Nutzung der Truppenunterkunft in der Militäranlage Bettwil nicht verzichtet werden, halten das BFM und die Kantonsbehörde fest. Gleichzeitig stehe fest, dass die befristete Asylunterkunft des Bundes aufgehoben werde, sobald es die Situation erlaube.
Nach den Umbrüchen in Nordafrika stieg die Zahl der Asylgesuche in der Schweiz. Gemäss BFM wurden in den ersten drei Quartalen insgesamt 14'711 Asylgesuche eingereicht. Das entspricht im Vergleich zum Vorjahr einer Zunahme von 20,8 Prozent.
Sturm der Entrüstung
Die Behörden hatten am Dienstag die Öffentlichkeit erstmals informiert, dass ab Mitte Januar die Militäranlage für die Beherbergung von bis zu 140 Asylbewerbern genutzt werden soll. Die Anlage liegt rund 700 Meter ausserhalb des Dorfkerns. Der Kanton stimmte den Plänen zu.
Der Gemeinderat lehnte die Asylunterkunft von Beginn an ab. An einer Infoveranstaltung am Donnerstagabend entlud sich die Wut der 250 anwesenden Bürger. Mario Gattiker, BFM-Direktor ad interim, und die Aargauer Gesundheitsdirektorin Susanne Hochuli (Grüne) wurden mit Pfiffen und Vorwürfen eingedeckt.
«140 nie»
Man lasse sich die «Perle Bettwil» nicht von Bürokraten kaputt machen, hiess an der Veranstaltung. Die Einwohner fühlen sich vom Vorgehen des Bundes und des Kantons übergangen. Der teilweise manifeste Protest zeigt sich auch in gesprayten Slogans wie «niemals» oder «140 nie».
Die Unterkunft soll während mindestens eines halben Jahres genutzt werden. Für diese Dauer kann das BFM eine Asylunterkunft anordnen. Danach ist eine Baubewilligung notwendig.
SDA/wid
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch