15'000 Forscher warnen die Menschheit
Tausende Wissenschaftler haben einen Weckruf für Umweltschutz unterschrieben. Es ist die zweite Warnung dieser Art – denn viel verbessert hat sich nicht.
Mehr als 15'000 Forscher aus über 180 Ländern haben eine eindringliche «Warnung an die Menschheit» unterzeichnet. «Das ist eine überwältigende Resonanz, die wir nicht erwartet haben», sagt Ko-Autor Thomas Newsome von der University of Sydney. Auch über 100 Forschende aus der Schweiz haben den Aufruf bis zur Publikation am 23. Oktober unterschrieben.
Die im Fachjournal «BioScience» veröffentlichte Aufforderung zu konsequenterem Umweltschutz ist der zweite gemeinsame Aufruf der Weltforschergemeinde nach einem ersten vor 25 Jahren. «Wir riskieren unsere Zukunft, indem wir unseren intensiven materiellen Konsum nicht reduzieren und das Bevölkerungswachstum nicht als Hauptgrund vieler Umwelt- und gar Gesellschaftsprobleme anerkennen», heisst es in der Erklärung. Die Experten ziehen eine ernüchternde Bilanz zum Zustand der Erde.
Das meiste hat sich verschlimmert
Im ersten Aufruf hatten 1700 Wissenschaftler – darunter viele Nobelpreisträger – neun besonders drängende Problemfelder wie Klimawandel, Waldabholzung und Schwinden der Artenvielfalt beschrieben. Ausser bei der Stabilisierung der Ozonschicht hätten die Menschen seither viel zu wenige Fortschritte gemacht, schreibt der Ökologe und Erstautor William Ripple von der Oregon State University. «Alarmierenderweise hat sich das meiste sogar verschlechtert.»
Das achtköpfige Autorenteam greift für seine Übersicht auf Daten von nationalen Behörden, Organisationen und Forschern zurück. Die wichtigsten Trends der vergangenen 25 Jahre:
Das Bevölkerungswachstum hält an, vor allem in den armen Regionen der Welt. Bis 2100, so schätzen Experten, werden auf der Erde zwischen 9,6 und 12,3 Milliarden Menschen leben. Darauf folgt das Problem Trinkwasserversorgung – seit 1992 ist die Menge des pro Kopf verfügbaren Trinkwassers um etwa ein Viertel gesunken.
Mehr Todeszonen in den Meeren
Vor allem durch den Eintrag von Dünger und Erdöl hat die Zahl sauerstoffarmer Todeszonen in den Ozeanen um etwa 75 Prozent zugenommen. Die Bestände zahlreicher Fischarten sind bedroht, unter anderem auch durch Überfischung.
Darüber hinaus sind zwischen 1990 und 2015 mehr als 120 Millionen Hektar Wald abgeholzt worden, ein Gebiet etwa so gross wie Südafrika. Das Tempo der Rodungen hat sich teilweise verlangsamt, nach wie vor sind zumeist tropische Länder betroffen.
Die abgeholzten Flächen werden für Landwirtschaft genutzt, obwohl Wälder als Kohlendioxid-Speicher, für den Wasserhaushalt und die Artenvielfalt wichtig sind. Um letztere steht es ebenfalls schlecht: Seit 1992 sank die Zahl der Säugetiere, Reptilien, Amphibien, Vögel und Fische um 29 Prozent.
Für den fortschreitenden Klimawandel ist unter anderem der wachsende Kohlendioxid-Ausstoss der Menschheit verantwortlich – weltweit stieg er um 62 Prozent. Das Jahresmittel der weltweiten Oberflächen-Temperaturen zeigt über die 25 Jahre ein Plus von 168 Prozent.
Vereinzelte Fortschritte
Vereinzelt gebe es auch Fortschritte, so Ripple. So werde inzwischen vielerorts auf Chemikalien verzichtet, die die Ozonschicht schädigen. Erneuerbare Energien seien im Aufwind. Und in Regionen, in denen in Bildung von Mädchen und Frauen investiert werde, sinke die Geburtenrate.
Für mehr Veränderungen brauche es eine breite Welle öffentlichen Drucks auf die Politik, sind die Autoren der Warnung überzeugt. Mögliche Massnahmen seien eine Ausweitung der Schutzgebiete, mehr Einschränkungen für den Handel mit Wildtier-Produkten, Programme für Familienplanung und Bildung von Frauen sowie die Förderung einer stärker Pflanzen-basierten Ernährung, erneuerbarer Energien und nachhaltiger Technologie.
SDA/mch
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