19-Jährige erfand Vergewaltigung
Vom Freund mit einem Kind sitzengelassen, will sie ihm einen Denkzettel verpassen. Warum sie tatsächlichen Opfern damit einen Bärendienst erweist.

Im März 2015 erschien eine 19-jährige Schweizerin bei der Stadtpolizei Zürich und beschuldigte ihren zehn Jahre älteren Freund, sie vor einigen Monaten während Tagen in einem Zimmer eingesperrt und wiederholt vergewaltigt zu haben. Auch ihr inzwischen sechs Monate alter Sohn sei das Ergebnis einer Vergewaltigung.
Während Monaten von der Opferhilfe betreut
Die Befragung musste abgebrochen werden, weil die Frau scheinbar nicht in der Lage war, weiter über den Vorfall zu sprechen. Eine Woche später wiederholte sie die Vorwürfe, sagte erneut, sie könne darüber nicht sprechen, werde sich aber bei der Opferhilfestelle Hilfe holen. Sechs Monate später wandte sich die Stadtpolizei an die junge Frau, nachdem diese ihrer Betreuerin bei der Opferhilfestelle wiederholt gesagt hatte, sie wolle Aussagen machen.
Nun ging alles sehr schnell. Zwar wollte die Frau weiterhin nicht allzu sehr ins Detail gehen. Doch was sie zur Freiheitsberaubung und Vergewaltigung sagte, genügte der Polizei, um den angeblichen Täter – ein Ehemann und Vater von drei Kindern - frühmorgens vor den Augen seiner Familie zu verhaften.
Acht Stunden später befand er sich aber bereits wieder auf freiem Fuss. Bei seiner Befragung waren grosse Widersprüche aufgetaucht, die es nötig gemacht hatten, die junge Frau damit sofort zu konfrontieren. Jetzt knickte sie ein und gab zu, die ganze Geschichte erfunden zu haben.
«Aus tiefer Verletzung und Verzweiflung»
«Aus tiefer Verletzung und Verzweiflung» habe die junge Frau den Mann falsch angeschuldigt, sagte ihre Verteidigerin am Mittwoch vor Bezirksgericht Zürich. Die Frau war davon ausgegangen, mit dem aus einem Kriegsgebiet stammenden Ausländer, den sie im Sommer 2013 kennengelernt hatte, eine Familie zu gründen. Aber er zeigte sich weder am gemeinsamen Sohn noch an einer gemeinsamen Zukunft interessiert. Warum er sich immer mehr zurückzog, wurde auch klar: Seine Familie war ihm inzwischen in die Schweiz nachgereist.
Die junge Frau bestritt, den Vater ihres Sohnes aus Rache falsch beschuldigt zu haben. «Mir ging es nur darum, dass jemand mit ihm spricht», damit einer anderen Frau nicht das gleiche passiere. Sie habe sich damals keine Gedanken gemacht, was ihre Strafanzeige auslöse. «Heute weiss ich, dass es schrecklich ist, was ich getan habe».
Ein Bärendienst für zukünftige Opfer
Das Bezirksgericht verurteilte die arbeitslose, von Sozialhilfe abhängige junge Mutter wegen falscher Anschuldigung und Freiheitsberaubung (Verhaftung des Mannes ausgelöst) zu einer bedingten Freiheitsstrafe von fünfzehn Monaten. Sie habe ihm einen Denkzettel verpassen, «ihm eins reinbrennen» wollen. An das Motiv, dass jemand mit ihm spreche, glaubte das Gericht nicht. «Sie sind zur Polizei und nicht zur Seelsorge gegangen.»
Was ihre Anzeige auslöse, bekam sie vom Gerichtsvorsitzenden Roland Heimann zu hören. Hätte sie an ihrer Falschanschuldigung festgehalten, wäre es ohne Weiteres möglich gewesen, dass der Mann bis zu einem Jahr in Untersuchungshaft gesessen hätte. «Die schlimmste Folge ihrer Tat» aber sei die negative Fernwirkung für zukünftige, wirkliche Opfer einer Vergewaltigung.
Schwierige Entscheide
Bei Vergewaltigungsvorwürfen haben Gerichte schwierige Entscheide zu fällen - insbesondere, wenn objektive Beweise fehlen und Aussage gegen Aussage steht. Die Strafverfolgungsbehörden seien geneigt, einem angeblichen Opfer Glauben zu schenken, wenn sich die Person, wie ein richtiges Opfer verhalte und Lügen nicht durchschaubar seien.
Folge solcher Falschanschuldigungen sei aber, dass man sich gegenüber Opfern immer kritischer verhalte, sie hinterfrage und nach Widersprüchen suche. Für tatsächliche Opfer sei dies zusätzlich sehr belastend, zumal man wisse, wie schwer es Vergewaltigungsopfer falle, sich überhaupt an die Polizei zu wenden.
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