200 Millionen für Cristiano Ronaldo? Ein Schnäppchen!
Der Portugiese will Real Madrid verlassen. Clubs, die sich als Weltmarke positionieren wollen, sollten zugreifen.

Sicher, auf den ersten Blick mag der Preis etwas abschreckend wirken. Rund 200 Millionen Franken Ablöse soll Cristiano Ronaldo kosten, den wegen der ach so bösen spanischen Steuerbehörde keine zehn Kampfstiere mehr bei Real Madrid halten können. Das klingt nach etwas gar viel für einen 32-Jährigen, der realistischerweise noch zwei Jahre auf seinem höchsten Niveau spielen kann. Zumal er im Unterhalt ja auch nicht ganz günstig sein dürfte.
Aber das ist zu kurz gedacht. Hier ist nicht die Rede von irgendeinem normalsterblichen Fussballer; hier geht es um CR7®. Ein Mann, nach dem ein internationaler Flughafen benannt ist. Und der vor allem in den sozialen Medien so beliebt ist wie niemand sonst auf der ganzen weiten Welt. 122 Millionen Menschen folgen ihm auf Facebook, auf allen Kanälen kommt er auf knapp 277 Millionen Follower. Tendenz: weiter nicht zu knapp ansteigend; 62 Millionen sind im letzten Jahr hinzugekommen.
Wenn Ronaldo ein Bild oder ein paar Sätze auf Twitter oder Facebook stellt, dann wird das nicht nur angeschaut. Im Schnitt interagieren auch rund zwei Millionen Menschen mit diesen Nachrichten. Das heisst, sie liken, kommentieren oder teilen sie mit ihren Freunden.
Klicks in Geld umgerechnet
Diese Zahlen klingen eindrücklich. Vor allem aber können sie auch in nacktes Geld umgerechnet werden. Genau darauf hat sich die US-Firma Hookit spezialisiert, die für die zwölf Monate von Juni 2016 bis Mai 2017 auf folgendes Resultat gekommen ist: Ronaldos Nachrichten auf den sozialen Medien ergaben für seine Sponsoren einen Werbewert von 912 Millionen Franken. Damit liegt Ronaldo Welten vor dem nächsten Sportler. Neymar war für seine Sponsoren bloss 122 Millionen Franken wert, Sprinter Usain Bolt, die Nummer 3 der Liste, noch 66 Millionen.
Stars aus einer anderen Epoche wie Diego Armando Maradona oder David Beckham mögen ihren Clubs einen Teil der Transfersummen durch den Verkauf von Trikots wieder eingespielt haben. Das ist bei Ronaldo natürlich auch der Fall. Sein neuer Arbeitgeber erhält für sein Geld aber weit mehr als das: Er bekommt eine Marketingmaschine, deren weltweite Popularität sofort und praktisch ohne Aufwand für den neuen Arbeitgeber eingesetzt werden kann.
Das ist einerseits ein gutes Argument, wenn es für einen Club darum geht, den nächsten Sponsorendeal abzuschliessen. 2015 etwa liess der FC Barcelona von der Vermarktungsfirma IMG kurz durchrechnen, wie häufig sein Trikotsponsor auf den sozialen Medien zu sehen war. IMG ermittelte, dass das Logo 61 Millionen Mal gesehen wurde – an einem einzigen Wochenende.
«Wir stellten fest, dass auf den sozialen Medien ein riesengrosser Werbewert entstanden war, der im Sponsorenvertrag nicht wirklich einberechnet war», sagte danach Rob Mason, Geschäftsführer von IMG Consulting. Anders gesagt: Barça hatte sich unter Wert verkauft, weil es den Social Media zu wenig Wertschöpfung zugetraut hatte. Man darf getrost davon ausgehen, dass den Grossclubs ein solcher Rechenfehler nicht noch einmal unterläuft.
Ein CR7 hilft bei der Eroberung der Welt
Ein anderer Punkt, der für Ronaldos Engagement spricht, ist der momentane Wettlauf der europäischen Topvereine um eine weltweite Fanbasis. Hier liegen derzeit Real und Barça mit je etwas über 100 Millionen Facebook-Freunden ganz vorn. Natürlich auch dank der Superstars Ronaldo und Lionel Messi.
Mit Ronaldo könnte etwa ein FC Bayern München Boden gutmachen. Der liegt im weltweiten Facebook-Vergleich der beliebtesten Sportvereine mit 42 Millionen Followern auf Rang fünf und hat zuletzt Aussenstellen in New York und Shanghai eröffnet, um an seiner internationalen Strahlkraft zu arbeiten. Aber was sind zwei Büros gegen einen Ronaldo, der mit einem simplen Tweet 1,6 Millionen Franken an Werbewert generiert?
Eine Milliarde für Ronaldo? Warum nicht?
Nike hat schon länger erkannt, wie wertvoll Ronaldo für die eigene Marke ist. Ende letzten Jahres unterschrieb der Sportartikelgigant deswegen mit dem portugiesischen Nationalspieler einen lebenslangen Vertrag, der diesem über eine Milliarde Franken einbringen könnte. «Das könnte ein Schnäppchen sein», rechnete das Wirtschaftsmagazin «Forbes» aus Sicht von Nike. Und nein, das war nicht ironisch gemeint.
Das beweist: 200 Millionen Franken für Ronaldo müssen nicht viel sein. Mal abgesehen davon, dass es zu seiner Anhängerschaft auf den sozialen Medien obendrauf den momentan weltbesten Fussballer gibt.
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