Streit um Zwischennutzung2000 Unterschriften in nur fünf Tagen – für alte Fabrikhallen
Der Kampf um vier Industriegebäude im Zürcher Kreis 2 hat Erfolg: Das Referendum kommt zusammen. Doch vielleicht ist es gar nicht mehr nötig.

Bis vor kurzem nahm kaum jemand die Hallen an der Allmendstrasse 91 bis 95 überhaupt wahr. Nun ist ihr Erhalt zu einem Anliegen geworden, das viele Zürcherinnen umtreibt.
Innert fünf Tagen haben über 2000 das Referendum gegen einen «Abriss auf Vorrat» unterzeichnet, wie das überparteiliche Komitee «Höckler» am Freitag mitteilte, das die Unterschriftensammlung lanciert hatte. Rund die Hälfte der Unterschriften erhielt das Komitee per Post eingeschickt, die andere sammelte es auf der Strasse.
Das Komitee freut sich über den «enormen Support aus der Bevölkerung», heisst es in der Mitteilung. Das hohe Tempo war nötig. Die Frist für das Referendum läuft bereits am kommenden Sechseläuten-Montag ab.
Geplant war es, die früheren Industriehallen hätten in wenigen Tagen abzureissen. Dabei würden sie sich bestens für eine Zwischennutzung eignen. Das auf dem Grundstück vorgesehene Schulhaus Höckler wird frühestens in drei Jahren gebaut, so lange würden die Hallen nicht gebraucht. Mit dem Referendum gegen den Baurechtsvertrag will das linksalternative Komitee eine Zwischennutzung doch noch ermöglichen.
Verhandlungen laufen
Eine überraschende Wende könnte die Volksabstimmung überflüssig machen. Stadtrat André Odermatt (SP) sagte am Mittwochabend im Gemeinderat, dass die Stadt versuche, den Baurechtsvertrag anzupassen. In diesem ist der frühzeitige Abbruch der Industriebauten festgeschrieben. Es habe inzwischen eine Sitzung mit dem Grundeigentümer stattgefunden, sagte Odermatt. Dieser habe sich kooperativ gezeigt. Lange hatte die Stadt Nachverhandlungen ausgeschlossen.
Ziel sei es, bis zum Wochenende eine Vereinbarung zu haben, dass die Hallen so lange wie möglich stehen bleiben und zwischengenutzt werden könnten, sagte Odermatt. Am späten Freitagnachmittag ergänzte Departementssekretär Urs Spinner: «Die Verhandlungen laufen und wir sind guten Mutes.»
Das Referendumskomitee verlangt eine verbindliche, schriftliche Zusicherung für das vorübergehende Stehen-Lassen der Backsteingebäude. «Dann werden wir das Referendum zurückziehen», sagt der grüne Gemeinderat Urs Riklin. Falls eine solche Absichtserklärung bis am Montag nicht vorliegt, wird das Komitee das Referendum einreichen. In diesem Fall kommt es im Herbst zur Abstimmung - auch wenn die Verhandlungen doch noch im Sinne der Hallen-Erhalter ausgehen würden. Nach dem Einreichen können auch die Urheberinnen ein Referendum nicht mehr stoppen.
Das Komitee selber würde gerne auf eine Abstimmung verzichten, sagt Urs Riklin. Eine solche könnte zu Verzögerungen führen oder gar das Schulhaus gefährden. «Das wollen wir auf keinen Fall.»
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