27 Millionen Sklaven weltweit
Nur 33 Länder erfüllen die internationalen Verpflichtungen im Kampf gegen den Menschenhandel. Die EU will die moderne Sklaverei nun mit einer neuen Strategie bekämpfen.

Bis zu 27 Millionen Menschen in der Welt leben in sklavenartigen Verhältnissen. Die Opfer würden unter anderem zu schwerer körperlicher Arbeit, zum Betteln, zur Zwangsheirat oder zur Prostitution gezwungen. Dies geht aus dem heute vorgelegten Jahresbericht der USA zum internationalen Menschenhandel hervor.
«Das Ende der Legalität der Sklaverei in den USA und anderen Staaten der Welt hat leider nicht das Ende der Sklaverei bedeutet», konstatierte US-Aussenministerin Hillary Clinton in Washington. «Noch heute sind geschätzt bis zu 27 Millionen Menschen in der Welt Opfer moderner Sklaverei», sagte Clinton. Es gehe um «Frauen und Männer, Mädchen und Jungen, deren Schicksal uns daran erinnert, wie inhuman Menschen handeln können.»
Einige Fortschritte – Viele unternehmen nichts
In dem US-Bericht wird die Situation in insgesamt 185 Staaten untersucht. Ihm zufolge erfüllen nur 33 Länder vollständig alle internationalen Verpflichtungen im Kampf gegen den Menschenhandel. «In diesem Jahr zeigt uns der Bericht aber, dass wir in dieser Hinsicht viele Fortschritte gemacht haben», sagte Clinton. «29 Staaten konnten hochgestuft werden - das heisst, dass ihre Regierungen die richtigen Schritte unternehmen.»
Einer der am schlechtesten bewerteten Staaten ist Syrien, wo das Regime von Präsident Bashar al-Assad jede Opposition brutal unterdrückt. «Die syrische Regierung erfüllt nicht die Minimalbedingungen zur Beseitigung von Menschenhandel und unternimmt auch keine nennenswerten Anstrengungen in diese Richtung», heisst es in dem Bericht. Ähnlich schlecht bewertet wurden unter anderem Algerien, Libyen, der Sudan, Kuwait, die Zentralafrikanische Republik, Kuba, der Iran und Nordkorea.
EU will stärker gegen Menschenhandel vorgehen
Die EU-Kommission will den Menschenhandel nun mit einer neuen Strategie bekämpfen. Dazu gehören schärfere Strafen, eine bessere Kooperation von Polizei und Justiz über die Grenzen hinweg und speziell ausgebildete Expertenteams. Eine entsprechende Strategie stellte EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström am Dienstag in Brüssel vor.
«Mit unseren Massnahmen möchten wir in erster Linie sicherstellen, dass die Opfer Unterstützung erhalten und die Täter zur Rechenschaft gezogen werden», sagte Malmström zum fünfjährigen Aktionsplan.
Moderne Form der Sklaverei
Jedes Jahr werden Hunderttausende Menschen in die EU verschleppt, um als Prostituierte, Bettler oder Hausangestellte ohne Lohn zu arbeiten. Diese moderne Form der Sklaverei müsse gestoppt werden, erklärte Malmström.
Drei Viertel der Opfer müssen als Prostituierte arbeiten. Andere müssen schwere körperliche Arbeit verrichten, werden zum Betteln gezwungen oder zwangsverheiratet. Meist sind die Opfer Frauen und Mädchen. Die Internationale Arbeitsorganisation (IAO) beziffert die Zahl der Opfer von Zwangsarbeit – inklusive sexueller Ausbeutung – weltweit auf 20,9 Millionen Menschen.
Viele Menschenhändler entgingen bislang einer Strafe, beklagte Malmström. So wurden im Jahr 2010 lediglich 1250 Menschenhändler in der gesamten EU verurteilt – Tendenz sinkend. «Das ist wirklich ein Skandal», sagte die EU-Kommissarin. Oft fehlten Beweise. Zudem seien die Strafen für Menschenhandel in der EU sehr unterschiedlich und reichten von einigen Monaten bis zu 20 Jahren Haft.
Richtlinie umsetzen
Die EU-Staaten haben bereits 2011 beschlossen, Menschenhandel härter zu bestrafen. Das Strafmass soll künftig in allen EU-Ländern zwischen fünf und zehn Jahren Gefängnis liegen. Diese EU-Richtlinie (Gesetz) müsse bis April 2013 in allen 27 EU-Ländern in nationales Recht umgesetzt sein, sagte Malmström.
dapd/sda/ses/rub
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