4,3 Millionen Franken für die Einarbeitung des Neuen
Der Ex-Chef des Asien-Dienstleisters DKSH hat sich für die Einarbeitung seines Nachfolgers üppig entschädigen lassen.

Es gibt dankbarere Aufgaben, als den Lohn des Chefs verteidigen zu müssen. Stefan Butz, dem neuen CEO des Dienstleisters DKSH , blieb es nicht erspart. An der Jahresmedienkonferenz diese Woche musste er zum Salär von Verwaltungsratspräsident Jörg Wolle Stellung nehmen. Dieser hatte den Chefposten am 1. April 2017 an Butz übergeben und sich aufs Verwaltungsratspräsidium zurückgezogen. Trotzdem weist Wolle für 2017 ein CEO-Gehalt von 5,75 Millionen Franken aus – nicht viel weniger als im Vorjahr. Wie kann das sein?
Grund ist eine Sonderzahlung von 4,315 Millionen Franken. Auf diesen im Geschäftsbericht ausgewiesenen Betrag wurde Butz angesprochen – worauf er einsilbig aus dem Protokoll der Generalversammlung zitierte. Tatsächlich wurde dort, am 23. März 2017, auf die drohende Zahlung hingewiesen. «Um die Einführung von Stefan Butz sicherzustellen, wurde vereinbart, dass Herr Dr. Jörg Wolle für die Restlaufzeit seines CEO-Vertrags bis Ende des Jahres zur Verfügung stehen wird und eine entsprechende Vergütung erhält.»
Die Kündigung von Wolle wurde verschoben
Faktisch hat der auf Distribution und Logistik in Asien spezialisierte Handelskonzern DKSH damit 9 Monate lang zwei Chefs bezahlt. Das hat auch die Finanzgemeinde irritiert. «Ich bin erstaunt über die hohe Vergütung von Herrn Wolle respektive die Zweifacheinrichtung eines CEO-Gehalts», sagt ZKB-Analyst Marco Strittmatter. Zumal der Konzern kein berauschendes Resultat präsentierte. Der Jahresgewinn stagnierte praktisch, der operative Gewinn lag 1,4 Prozent über Vorjahr. Die Gewinngrössen seien durch positive Einmaleffekte beeinflusst, schreibt die ZKB.

Warum aber lief Wolles Arbeitsvertrag bis Ende 2017, obwohl er schon im März 2016 seinen Rücktritt angekündigt hatte? Die Kündigungsfrist des Deutschen, der DKSH 18 Jahre geführt hatte, betrug 12 Monate. Ergo wäre seine Tätigkeit im Frühjahr 2017 beendet gewesen, und er hätte nahtlos ins Präsidium wechseln können. «Die Organe von DKSH hatten Herrn Wolle gebeten, für die Zeit der Suche und Einarbeitung eines Nachfolgers zur Verfügung zu stehen und die wichtigen persönlichen Kundenbeziehungen auf ihn überzuleiten. Dies war vollständig im Interesse der DKSH und seiner Anteilseigner», sagt ein Sprecher. Heisst: Wolle kündigte seinen Vertrag offenbar erst Ende 2017 und profitierte so von einer längeren Amtsdauer. Stefan Butz wurde aber schon im Juli 2016 als Nachfolger angekündigt. Ein Führungsvakuum gab es also keineswegs.
Wolles konkrete Leistung ist unklar
Wolle, der auch den Verwaltungsrat des Logistikkonzerns Kühne + Nagel präsidiert, hat schon immer gut zu sich geschaut. Als DKSH 2012 an die Börse ging, profitierte er von einem Aktienzuteilungsprogramm, das ihm damals ein Paket im Wert von fast 80 Millionen Franken verschaffte – ein «wohliger Geldsegen», schrieb die «Bilanz». Jetzt hat der Deutsche einmal mehr gut verhandelt. Was genau der Manager für die erwähnten 4,3 Millionen Franken getan hat, will man bei DKSH nicht näher erläutern. Offenbar ist er viel mit seinem Nachfolger in Asien gewesen. Ferner verweist man darauf, dass Wolle freiwillig auf Aktienzuteilungen aus dem langfristigen Erfolgsbeteiligungsprogramm verzichtet habe. Aus den Monaten Januar bis März, als er noch ordentlich als Chef im Amt war, hätte sich ein solcher Anspruch ergeben.
Darben muss er auch ohne die Papiere nicht. Zusätzlich zu den 5,75 Millionen Franken aus der operativen Tätigkeit kassierte Wolle 2017 sein Verwaltungsratshonorar, das mit 635'000 Franken zu Buche schlug. Fünf reguläre Sitzungen musste er dafür absolvieren und drei Komitee-Sitzungen, wovon zwei als Gast. Ferner waren Ende 2017 380'000 DKSH-Aktien in seinem Besitz. Bei der festgelegten Dividende von 1.65 Franken pro Aktie fliessen nochmals 627'000 Franken zu ihm. Total kommt Wolle auf gut 7 Millionen Franken. Kein schlechter Lohn für zwei Teilzeitjobs – als Präsident des Verwaltungsrats und als temporäre Stütze für den neuen CEO.
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