40'000 Holcim-Mitarbeiter steigen auf «Google-Office» um
Für E-Mail, Kalender, Texte und Tabellen werden beim Zementkonzern künftig Google-Programme benützt. Mit Holcim wechselt bereits der dritte Schweizer Konzern zur Microsoft-Konkurrenz.

Der grösste Zementkonzern der Welt will künftig für E-Mail, Kalender, Text- und Tabellendokumente die Produkte des Suchmaschinenkonzerns verwenden. Damit setzt Holcim auf die Datenwolke des US-Konzerns. Bisher verwende man für E-Mail, Kalender, Texte, Tabellen oder Präsentationen die Produkte verschiedener Anbieter, sagte der IT-Chef des Zementkonzerns, Khushnud Irani, am Dienstag vor den Medien in Zürich. Namen wollte er allerdings keine nennen.
Das ist eine Niederlage für Microsoft & Co.: Nach Roche und Ringier ist Holcim bereits der dritte Schweizer Konzern, bei dem die Informatik teilweise auf Google umgestellt wird.
Mit der Umstellung auf Google könne man die Komplexität in der IT deutlich vereinfachen, hiess es bei Holcim. Gleichzeitig werde die Zusammenarbeit der Mitarbeiter einfacher, was wichtig für den in 70 Ländern tätigen Zement- und Transportbetonhersteller mit seinen 78'000 Angestellten sei, sagte Irani.
Holcim in der Google-Datenwolke
Mit Google Apps für Unternehmen könnten mehrere Mitarbeiter beispielsweise gleichzeitig an einem Dokument arbeiten, sagte der Verantwortliche fürs Firmenkundengeschäft von Google im deutschsprachigen Raum, Michael Korbacher. Damit entfalle die Hin- und Herschickerei von ständig aktualisierten Versionen eines Dokuments. Alle Mitarbeiter seien ständig auf dem neuesten Stand.
Zudem könnten die Angestellten unabhängig von ihrem Standort auf die gleichen Daten zugreifen, egal ob sie im Büro, zu Hause oder unterwegs seien, sagte Korbacher. Denn die Daten seien neu in den Google-Rechenzentren gespeichert. Dies mache den Informationsaustausch und Zusammenarbeit der Mitarbeiter über Regionen und Funktionen hinweg schneller, sagte Irani.
Nach dem Start im Sommer würden in den nächsten zwei bis drei Jahren insgesamt 40'000 Mitarbeiter auf Google Apps umgestellt, sagte Irani. Das ist etwa jeder zweite Holcim-Angestellte.
Holcim habe alle Aspekte einer Verlagerung der Daten an Google genau geprüft, auch die Sicherheitsaspekte, sagte Irani: «Wir haben keine negativen Aspekte gefunden.» Zuvor hatten sich bereits der Pharmariese Roche und das Verlagshaus Ringier für Google Apps entschieden. Andere Firmen sehen dies weniger gelassen und scheuen die Auslagerung der Daten aus der Schweiz.
Schleier über Einsparungen
Gesamthaft habe der ganze Auswahlprozess rund zwei Jahre gedauert, sagte Irani: Gegen welche Konkurrenten sich Google durchgesetzt habe, wollte er nicht sagen. Auch zum Volumen des Auftrags oder zu den Einsparungen hielt sich der Holcim-IT-Chef bedeckt.
Auch Korbacher wollte zu Einzelheiten des Deals mit Holcim keine Stellung nehmen. Google habe aber ein sehr einfaches Preismodell für die Benutzung von Google Apps: Pro Anwender müssten Firmen 4 Euro pro Monat oder 40 Euro pro Jahr bezahlen. Gemäss dieser Milchbüchleinrechnung würde Holcim mindestens 1,6 Millionen Fr. jährlich an Google überweisen.
Um wie viel billiger dies sei als die bisherigen Kosten, wollte Irani nicht sagen. Auch zu den Auswirkungen auf den Personalbestand der eigenen IT-Leute gab sich der Verantwortliche bedeckt. Die IT-Leute könnten sich vermehrt um Geschäfts- und Logistikprozesse kümmern. «Wir sprechen nicht von Entlassungen», sagte er im Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda.
Der neue Holcim-Chef Bernard Fontana hatte im vergangenen Jahr ein hartes Sparprogramm über den ganzen Konzern verhängt, das einen Stellenabbau zur Folge hatte. Damit will der Zementkonzern bis Ende nächsten Jahres den Betriebsgewinn gegenüber 2011 um mindestens 1,5 Milliarden Fr. steigern.
SDA
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