
Er habe, beklagte sich diese Woche Filomeno dos Santos, genannt «Zenú», erst aus der Presse erfahren, dass der Staatsanwalt ihm Korruption vorwerfe. «Ich bin dann aus freien Stücken zur Polizei gegangen und habe meinen Pass abgegeben», sagte er Journalisten. Er kooperiere ja schon seit Wochen mit den Ermittlern.
Dem 40-Jährigen bleibt kaum etwas anderes übrig. Sein Vater ist nicht mehr Alleinherrscher, sondern Ex-Präsident, Pensionär – und machtlos. Da kann man sich auch als Erbe der langjährigen Herrscherfamilie nicht einfach in den Privatjet setzen und ins Ausland fliehen.
José Eduardo dos Santos, 38 Jahre lang Alleinregierender Angolas, hat die Machtübergabe nicht ganz so wasserdicht geregelt, wie er das geplant hatte. Im September setzte der 75-Jährige den ehemaligen Armeechef João Lourenço als Nachfolger ein. Der legt nun eine unangenehme Eigenständigkeit an den Tag. Er scheint es mit der Bekämpfung der Korruption, oder zumindest mit der Entfernung der Dos-Santos-Getreuen, wirklich ernst zu meinen.
«Korruption reduziert die Investitionen, die in produktive Aktivitäten fliessen.»
Als aus London durchsickerte, dass bei der Bank HSBC eine fragwürdige Zahlung von 500 Millionen Dollar aus Angola eingegangen war, kurz bevor Vater dos Santos abtrat, machte sich die Staatsanwaltschaft an die Arbeit. Empfänger der Millionen war eine Firma, hinter der nach Recherchen angolanischer Medien Filomeno dos Santos stand. Auftraggeber war ebenfalls Filomeno dos Santos – in seiner Funktion als Chef des Staatsfonds, ein Amt, das sein Vater ihm 2013 zugeschoben hatte. Damit kontrollierte der Sohn 5 Milliarden Dollar – die zum Wohl des Landes investiert werden sollten.
Der Staatsfonds ist in der Schweiz bekannt, auch durch Recherchen dieser Zeitung. Die Paradise Papers, Dokumente aus dem Steuerparadies Bahamas, deckten auf, dass die Verwaltung der 5 Milliarden dem schweizerisch-angolanischen Doppelbürger Jean-Claude Bastos de Morais überlassen wurde. Bastos, ein langjähriger Freund von Filomeno dos Santos, hat jährlich Dutzende Millionen an Gebühren für das Mandat kassiert. Und der Staatsfonds hat Investitionen von Bastos finanziert.

Bastos betreibt in Zürich die Stiftung für Innovation in Afrika, deren Vorsitzender Ex-Deza-Chef Walter Fust ist. Auch mit dieser Stiftung arbeitete der Staatsfonds zusammen, 2014 schwärmte Filomeno dos Santos in der hauseigenen Zeitschrift von der Zürcher Altstadt. Öffentlich gab sich der Präsidentensohn als Förderer der afrikanischen Wirtschaft – und Kämpfer gegen die Korruption. «Korruption reduziert die Investitionen, die in produktive Aktivitäten fliessen», schrieb er vor einem Jahr. Sein Fonds habe scharfe Kontrollen eingerichtet, «bevor auch nur ein Cent des staatlichen Geldes ausgegeben wurde». Mitte Januar setzte man Filomeno dos Santos als Chef des Staatsfonds ab.
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500 Millionen Dollar nach London
Filomeno dos Santos, der Sohn von Angolas Ex-Diktator, hat Probleme.