Mehr als eine Packung täglich54-Jähriger stirbt wegen übermässigen Lakritze-Konsums
Der US-Amerikaner ass über mehrere Wochen ein bis zwei Packungen Süssigkeiten pro Tag – bis er schliesslich in einem Restaurant bewusstlos zusammenbrach.

Es war Mittag, als der 54-Jährige eine Fast-Food-Filiale im US-Bundesstaat Massachusetts betrat. Der Mann war bei guter Gesundheit, trank keinen Alkohol, rauchte seit gut 36 Jahren jeden Tag eine Packung Zigaretten – für einen Bauarbeiter in den Vereinigten Staaten nichts Aussergewöhnliches. Doch noch während seines Aufenthalts fing er plötzlich an zu keuchen und am ganzen Körper zu zittern, ehe er bewusstlos zusammensackte. Er wurde in ein Spital gebracht – 32 Stunden später war er tot.
Wie die behandelnden Ärzte später herausfanden, war der plötzliche Herzstillstand des 54-Jährigen auf einen «exzessiven Konsum von Lakritze» zurückzuführen, wie sie kürzlich im «New England Journal of Medicine» schilderten. Der Mann hatte nach Angaben seiner Familie ein bis zwei Packungen Süssigkeiten pro Tag gegessen, drei Wochen vor seinem Tod hauptsächlich solche aus Lakritze.
Problematisch ist bei einer solchen Menge vor allem die in Lakritze enthaltene Glycyrrhizinsäure beziehungsweise deren Umwandlungsprodukt, die Glycyrrhetinsäure. Diese hemmt nämlich ein körpereigenes Enzym, wodurch Cortisol nicht mehr in Cortison umgewandelt wird. Die Folge: Der Cortisol-Spiegel steigt.
Eine hohe Konzentration dieses Stresshormons wiederum führt zu einem Ungleichgewicht des Elektrolythaushaltes; Wasser und Natrium wird vom Körper zurückgehalten, Kalium verstärkt ausgeschieden. Dies könne laut den Ärzten aus Massachusetts zu einem erhöhten Blutdruck, einer Hypokaliämie (also einem Kaliummangel), einer metabolischen Alkalose, tödlichen Herzrhythmusstörungen oder Nierenversagen führen. «Die Konstellation von Anzeichen und Symptomen also, die wir auch bei diesem Patienten gesehen haben.»
Weitere Untersuchungen hätten «einen kürzlichen Wechsel hin zu süssholzhaltigen Süssigkeiten als wahrscheinliche Ursache für seine Hypokaliämie» ergeben, schreiben die Autoren. Die Familie des Mannes habe auf eine mögliche Nierenersatztherapie verzichtet. Der 54-Jährige sei 32 Stunden nach seiner Einlieferung an der Seite seiner Familie «friedlich» verstorben.
Warnhinweis auf Schweizer Lakritze-Produkten
In der Schweiz müssen süssholzhaltige Lebensmittel gemäss der Lebensmittel- und Gebrauchsgegenständeverordnung auf dem Etikett mit «enthält Süssholz» deklariert werden. Ab einer gewissen Konzentration muss der Hersteller zudem auf die gesundheitlichen Risiken hinweisen. Auf solchen Süsswaren oder Getränken steht dann zusätzlich der Hinweis «bei hohem Blutdruck sollte ein übermässiger Verzehr dieses Erzeugnisses vermieden werden».
Lakritze – hierzulande auch Bärendreck genannt – wird aus der Wurzel des Echten Süssholzes gewonnen, einer in der Mittelmeerregion und Westasien beheimateten Pflanzenart. Dem Wurzelextrakt werden je nach Rezeptur Mehl, Gelatine, Zuckersirup oder andere Zutaten und Aromen beigemischt. Die Masse wird anschliessend in entsprechende Formen gegossen und bei Raumtemperatur ausgehärtet.
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