80 Jahre, 80 Filme
Alain Delon hat als Verführer und eiskalter Engel Filmgeschichte geschrieben. Nun wird er 80.
Die Züge um seinen Mund sind sanfter geworden, und sein Blick ist nicht mehr ganz so stechend und kühl wie damals im Erotikthriller «Der Swimmingpool» («La Piscine») mit Romy Schneider als Geliebter. Seinen Hang zur Provokation hingegen hat Alain Delon nicht verloren.
Weshalb dürften sich die Franzosen nicht dem Front National (FN) annähern, wenn sie die Nase von der Politik der Linken und der Rechten voll hätten, fragte die Filmlegende kürzlich in einem Interview der Wochenzeitschrift «TV Magazine». Er selbst sei seit 50 Jahren mit Jean-Marie Le Pen, dem Gründer der rechtsextremen französischen Partei, befreundet.
Seit er nicht mehr vor der Kamera steht - in seiner letzten grösseren Rolle 2010 in «Un mari de trop» (etwa: Ein Ehemann zu viel) spielte er einen Vater -, macht er wegen seiner Sympathie-Bekundungen für Frankreichs Rechtspopulisten Schlagzeilen.
«Alain Delon, cet inconnu» (Alain Delon, dieser Unbekannte) heisst der Dokumentarfilm, den Philippe Kohly nun zu seinem Geburtstag gedreht hat. In dem Porträt, für das Kohly Delon-Interviews aus 40 Jahren ausgewertet hat, versucht der Regisseur hinter die Fassade des eiskalten Engels zu blicken, den Delon 1967 in dem gleichnamigen Gangsterfilm von Jean-Pierre Melville gespielt hat.
Gefängniswärter als Pflegevater
Dabei lässt er einen Schauspieler erkennen, der als Kind unter der Scheidung seiner Eltern litt. Als er vier Jahre alt war, liessen sich seine Eltern scheiden, und Delon kam in eine Gastfamilie. Sein Pflegevater war Gefängniswärter.
Nachdem er von mehreren Schulen geflogen war, ging Delon als Soldat in den Indochina-Krieg. Wieder zurück in Paris, hielt er sich mit dubiosen Gelegenheitsjobs über Wasser und nahm nebenher Schauspielunterricht.
Dass Delon seine Karriere vor allem mit Rollen als Verbrecher und Leinwandmörder bestritt, mag deshalb weniger erstaunen. Einige seiner Killerstreifen wie «Der eiskalte Engel» oder «Endstation Schafott» sind zu Meisterwerken der Filmgeschichte geworden.
In Delons Leben gibt es nicht wenige Überschneidungen zwischen seinen Rollen und der Realität. Im Jahr 1968 wurde sein jugoslawischer Leibwächter, Freund und zugleich angeblicher Geliebter seiner Ex-Frau Nathalie ermordet. Sein Name war in der Boulevard-Presse in Verbindung mit dem Fall in aller Munde.
Romy war die grosse Liebe seines Lebens
Auch mit seinen zahlreichen Affären füllte er die Blätter der Klatschpresse. Mit Romy Schneider bildete er eines der glamourösen Paare der 1960er-Jahre. Über die Trennung nur vier Jahre nach der Verlobung am Luganersee im Jahr 1959 kam die Schauspielerin nur schwer hinweg. Im Jahr 1963 verübte sie einen Selbstmordversuch.
Wie Delon später in einem Interview der Zeitung «Le Parisien» erklärte, sei sie die grosse Liebe seines Lebens gewesen. Aus zwei anderen Beziehungen hat er drei Kinder.
Luchino Visconti, Jean-Pierre Melville, Jean-Luc Godard, Volker Schlöndorff: Delon hat mit den Grossen seiner Branche gedreht. Womöglich wäre seine Karriere noch steiler verlaufen, wäre Delon weniger stolz gewesen, meinte Kohly im Radiosender RTL.
«Ich wollte dominieren»
Delon wollte sich nichts sagen lassen. Er wollte über alles entscheiden, alles kontrollieren. Er sei zu egozentrisch gewesen, gestand Delon selbst vor einigen Jahren: «Ich war zu sehr auf mich selbst konzentriert, wollte dominieren.»
Gesundheitsprobleme zwangen Alain Delon in den vergangenen Jahren mehrmals zu Pausen. Auf dem Internationalen Filmfestival von Locarno wurde er 2012 für sein Lebenswerk ausgezeichnet.
SDA/phz
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