800-Millionen-Fonds soll wegen Frankenwette pleite sein
Die durch SNB-Präsident Thomas Jordan ausgelöste Frankenaufwertung fordert offenbar ihr bisher prominentestes Opfer: Der grösste Hedgefonds von Everest Capital verliert laut einem Insider sein ganzes Vermögen.

Der Global Fund von Everest Capital ist am Ende. Das sagt «eine Person, die mit der Firma vertraut ist», gegenüber der auf Wirtschaftsnachrichten spezialisierten Agentur Bloomberg. Die Firma selber und ihr in der Schweiz aufgewachsener Chef Marko Dimitrijevic nahmen nicht Stellung.
Noch im letzten Jahr lief es offenbar gut für den Global Fund. Er stieg um 14,1 Prozent, getrieben von chinesischen Aktien und Wetten gegen verschiedene Währungen, wie ein Investorenbericht festhielt. Unter anderem hätten die Fondsmanager auf einen schwächeren Franken gewettet, nachdem das Schweizer Stimmvolk die Goldinitiative abgelehnt hatte. Diese habe die Nationalbank verpflichtet, 20 Prozent ihrer Reserven in Gold zu halten. Bis zum Jahresende hatte das keine grossen Auswirkungen.
Möglicherweise tödliche Frankenaufwertung
Doch der Schweizer Franken zeigte sich jüngst auch ohne aufgestockte Goldreserven äusserst robust. Statt zu sinken, wie vom Global Fund vorhergesagt, stieg die Schweizer Währung nach der Aufhebung des Euromindestkurses von 1.20 Franken pro Euro. Zuletzt waren Euro und Franken etwa gleich viel wert.
Für den Global Fund könnte die abrupte und für Devisenmärkte ungewöhnlich grosse Aufwertung des Frankens tödlich gewesen sein. Laut dem Insider, auf den sich die angesehene Nachrichtenagentur Bloomberg stützt, wurde das ganze Kapital des Fonds vernichtet. Per Ende Dezember hatte es laut dem erwähnten Investorenbericht noch 830 Millionen Dollar betragen. Hedgefonds setzen meist Optionen mit grossen Hebeln ein. Geht eine Wette in die «falsche» Richtung, kann der Verlust schnell ein Vielfaches des eingesetzten Kapitals ausmachen.
Bewegte Geschichte von Everest Capital
Die in Miami beheimatete Everest Capital betreibt laut dem Bericht neben dem Global Fund noch sieben weitere Fonds im Wert von insgesamt 2,2 Milliarden Dollar. Manager Dimitrijevic meisterte demnach schon mehrere Krisen: einige erfolgreich, bei anderen fuhr er grössere Verluste ein. So soll das Vermögen, das 1990 erst 8 Millionen Dollar ausmachte, nach glücklicher Bewältigung der Asien- und Mexikokrisen bis 1998 auf 2,7 Milliarden Dollar gestiegen sein – sich mit der Russlandkrise im selben Jahr aber wieder halbiert haben. Die Fonds erholten sich danach wieder. Das Vermögen stieg bis auf 3 Milliarden Dollar, sank im Zug der Finanzkrise aber erneut um eine Milliarde Dollar.
Die bisher nicht offiziell bestätigte Pleite des Global Fund von Everest Capital wäre die grösste im Zuge der Aufhebung des Euro-Mindestkurses durch die SNB. Der britische Händler Alpari UK musste bereits Insolvenz anmelden. Der US-Onlinebroker für Kleinanleger FXCM konnte sich einstweilen mit einem Notkredit über 300 Millionen Dollar retten. Seine Aktie war zuvor um mehr als 70 Prozent gefallen. Auch internationale Banken erlitten aufgrund der Entscheidung der SNB grössere Verluste. (dazu mehr)
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