Einkaufen statt einkehren9 kulinarische Ideen für zuhause
Warum im Januar nicht einfach zu Hause bleiben und sich zwei, drei Spezereien zusenden lassen? Unser Autor Martin Jenni verrät einige seiner Lieblingsprodukte.

Der Advent und Weihnachten sind Geschichte, die auswärtigen Essen machen sich auf der Waage und in der Brieftasche bemerkbar, was an Neujahr nichts Neues ist, und das mit den Vorsätzen ist eh von gestern.
Warum nicht einfach zu Hause bleiben, gemeinsam ohne Brimborium kochen und den Aperitif und das anregende Gespräch ausdehnen. Entspannung und Ruhe stehen im Mittelpunkt – Appetit und Durst kehren ein, und die Post sendet die Spezialitäten der aufgeführten Läden zu. Viel Vergnügen.
Für Pastafreunde: Tajarin.ch in Bern

Ruben Sprich produziert piemontesische Pasta. 1987 war ich das erste Mal in der Langa und war von ihrer Küche begeistert. Sechs kalte und sechs lauwarme Vorspeisen, gefolgt von zwei Primi, dünne Tajarin und traditionelle Agnolotti al Plin (die mit der Falte) faszinierten mich. Den Secondo haben wir ignoriert, und nach dem Semifreddo haben wir uns mit einem Brachetto d’Aqui frischgetrunken. Wer in Erinnerungen schwelgen will, holt sich die Primi durch Tajarin.ch nach Hause – einfach nur so bestellen geht aber auch. Ruben Sprich versendet seine Köstlichkeiten schockgefroren, und auf seiner Website finden sich die passenden Rezepte dazu. Für das trinksame Piemont warten in Bern und in Broc FR die Spezialisten Tredicipercento und Danivino.
Tajarin.ch, Bern, tajarin.ch
Für Terroiristen: Gagygnole in Souboz BE

Drei Brüder, Gaëtan, Luca und Tim Gyger, einige Destillate wie «Fran Gin», «Dama-Gin», «Souboziane » (mein Favorit), «Vodkatapulte» und, und ... erobern die Schweiz. So der Plan. Alle Produkte werden im Haus gebrannt. Die Zutaten sind vorwiegend regional. Dazu gehören unter anderem die Enzianwurzel (Souboziane) und der Waldmeister (Vodkatapulte), der gesammelt und getrocknet wird. «Durch das Interesse an der Ernährung, Beschaffung und Gesundheit will Gagygnole beweisen, dass es möglich ist, lokale, umweltfreundliche und qualitativ hochstehende Produkte herzustellen», schreiben die Brüder auf ihrer Website.
Schöne Worte mit noch schöneren Resultaten!
Gagygnole, Souboz BE, gagygnole.ch
Für Nascherinnen: Jakob’s Basler Leckerly in Basel

Jakob’s Basler Leckerly ist die älteste existierende Biskuitmanufaktur der Schweiz. Vor sechs Jahren haben Charlotte und Andreas Kuster das Unternehmen übernommen, die Wert auf überlieferte Rezepte legen, innovative Mitarbeitende, beste Zutaten, natürliche Rohstoffe, überraschende Ideen und nachhaltiges Denken. Die Produkte überzeugen durch ihre zum Teil subtilen oder kräftigen Geschmacksnoten.
Seit über 260 Jahren werden im St. Johann in bester Handarbeit Leckerly hergestellt, und wer die Besitzer kennt, weiss, dass sie noch einige Ideen mehr im Köcher haben. Ihre Erfolgsgeschichte hat soeben erst begonnen.
Jakob’s Basler Leckerly, Basel, www.baslerleckerly.ch
Für Königinnen: Confiserie Brändli in Aarau

Confiserie Brändli
www.confiserie-braendli.ch
Wer den Raum betritt, spürt die Geschichte des Hauses. Und wer den Erzählungen über das Haus Glauben schenkt, weiss, das sich im Tea Room schon manche Liebesbeziehung angebahnt hat. Kurz, die Atmosphäre bereitet Freude, die exzellenten Süssigkeiten verzaubern die Gaumen, und wenn selbst die Queen Mum selig bei der Confiserie die berühmten Brändli Bomben kaufte, ja, dann wird es für alle Ginfreunde höchste Zeit, wenigstens einmal in so eine Bombe zu beissen, im Wissen, dass sich danach der zarte Marzipanduft problemlos mit einem Gin Tonic wegtrinken lässt, wobei ich mir lieber eine El Cigarro (dunkle Ganache) genehmige. Ohne Rauch und Gin.
Confiserie Brändli, Aarau, confiserie-braendli.ch
Für wahre Clooneys: Rast Kaffee in Ebikon LU

In der vierten Generation führen die Schwestern Evelyne und Beatrice Rast das Familienunternehmen. Beatrice ist für den Einkauf, Evelyne für den Verkauf und Adrian Gisler für die Produktion zuständig. Auch formen sie, in der hauseigenen Kaffee-Akademie, Kaffeeliebhaber zu Kennern. Seit mehr als 100 Jahren ist Rast Kaffee erfolgreich. Handwerk in Perfektion für den optimalen Kaffee. «Wir leben Kaffee», sagt die vierte Generation, die auf ihrer Website eine Rubrik für Kaffeegeschichten unterhält. Lange und kurze, von diversen Autoren.
Ein Bonmot sei erwähnt: Als Kirchenmänner in Italien Kaffee als «Satansgebräu» verbieten wollten, sind sie dem aromatischen Geschmack selbst erlegen und segneten umgehend den Kaffee, um Satan zu vertreiben. What else!
Rast Kaffee, Ebikon LU, rast.ch
Für Genussmenschen: Pastiamo Comestibles in Stäfa ZH

Qualität hat ihren Preis, das ist nichts Neues. Boris Bühler und Ralph Sudan denken und handeln konsequent. Bei ihnen bestellen oder einkaufen, um Geld loszuwerden, macht doppelt so viel Spass als anderswo. Die Käse sind perfekt affiniert und haben die richtige Reife, die Salume sind schön weich, die eleganten Olivenöle kommen ab Fass. Delikatessen im Glas oder doch lieber Biofrischfleisch aus artgerechter Haltung – die Tagesform entscheidet.
Da gäbe es aber auch noch exzellente Antipasti, feine Panini, hausgemachte Gnocchi und eine gepflegte Weinauswahl, der man vor Ort beim Aperitif zu Leibe rücken kann. Den ersten Kaffee gibt es ab neun Uhr, die Leidenschaft der Gastgeber immer.
Pastiamo Comestibles, Stäfa ZH, pastiamo.ch
Für Sensorikerinnen: Daniele in Schaffhausen

Die Sensibilisierung für den Genuss hat Daniele Peruch von seiner Mutter Elsa, das Talent für die Mechanik von seinem Vater Giacomo. Seine Frischteigwaren sind exzellent, die Rezepte stammen von seiner Nonna, was schon alles sagt, zumal die Nonnas aus vergangener Zeit mit wenig Grosses aus ihren Küchen zauberten. Kosten Sie von den Wildschweinravioli, dann wissen Sie, was ich meine.
Einzigartig ist die Essigmanufaktur. Daniele als Verfechter und Experte für Aceto balsamico und Apfelessig macht mit den Spitzenprodukten klar, dass mit Modena, dem Olymp der Essigmacher, problemlos mitgehalten werden kann. Seit drei Jahren ist mit Marco Peruch die zweite Generation am Steuer. Der Gaumentanz ist gesichert.
Daniele, Schaffhausen, daniele.shop
Für Wundernasen: Vitto in Vicosoprano GR

Als Gründerin von «Vitto» tüftelt Monika Müller an alten und neuen Rezepten für ihre Spezialitäten. Sie sucht naturnahe Rohstoffe und verarbeitet diese direkt vor Ort. Sie schafft Produkte, welche die Vielfalt des Bergells widerspiegeln. Nebst der Arbeit in der Manufaktur kultiviert sie die verschiedenen Gärten von Vitto. In diesen experimentiert sie mit alten und neuen Obst- und Beerensorten und lässt sich für ihre tägliche Arbeit inspirieren. Ihre Rauchkastanien und ihr Nougat sind grandios.
Vitto, Vicosoprano GR, vitto.ch
Für Puristen: Macelleria Salumeria Piccoli in Piotta TI

Was für eine Metzgerei. Da hat es einen fantastischen Salami, Tessiner Mortadella, Luganighe, Rohschinken, Lardo und Trockenfleisch von Fausto Piccoli, der einen kleinen Namen trägt und grosse Produkte herstellt, die ich jenseits des Gotthards nicht finde. Seine Cotechino ist für mich die beste, die ich kenne. Eine Rohwurst aus magerem Schweinefleisch, Schweinenacken und -kopf und Schwarte. Alles nicht zu fein gehackt, mit Salz, Pfeffer und Gewürzen (u. a. Zimt) parfümiert, die nur zum Teil verraten werden.
Vorbildlich, dass auch der limitierte Käse und die Butter von der Alp Piora in der Metzgerei verkauft werden. Also Blinker setzen, parkieren und anstehen. Die Metzgerei ist piccola, die Kundschaft grande.
Piccoli, Piotta TI, Keine Website, Bestellungen via E-Mail: macelleria.piccoli@bluewin.ch
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