Aargauer Dorfpfarrer freigesprochen
Wegen einem Mangel aus Indizien hat ein Gericht einen reformierten Pfarrer vom Vorwurf freigesprochen, seine Tochter jahrelang missbraucht zu haben. Das Gericht entschied jedoch nicht einstimmig.
Ein reformierter Aargauer Dorfpfarrer ist vom Vorwurf des mehrfachen sexuellen Missbrauchs seiner Tochter freigesprochen worden. Vor Bezirksgericht Zofingen AG hatte die Anklage am Donnerstag eine Freiheitsstrafe von fünfeinhalb Jahren gefordert.
«Im Zweifel für den Angeklagten» - mit diesem Grundsatz begründete der Gerichtspräsident das Urteil. Das fünf Mitglieder zählende Gericht fällte das Urteil nicht einstimmig. Es gebe jedoch «zu wenig Indizien» und keine medizinischen Befunde, die auf einen jahrelangen sexuellen Missbrauch hindeuteten, sagte der Präsident.
Aussagen der Tochter «glaubhaft»
Damit folgte das Bezirksgericht dem Verteidiger, der für den 48- jährigen Deutschen einen Freispruch verlangt hatte. Die Staatsanwältin, die sich auf die Aussagen der Tochter gestützt hatte, hatte eine Freiheitsstrafe von fünfeinhalb Jahren gefordert.
Die Anklage warf dem vom Dienst suspendierten Pfarrer vor, seine mittlerweile 22-jährige Tochter während mehr als zwölf Jahren sexuell missbraucht zu haben. Sie sprach von einem «gravierenden Fall». Die Aussagen der Tochter seien «glaubhaft». Die Staatsanwältin lässt offen, ob sie das Urteil weiterziehen wird.
Ausführliche Befragungen
In der Anklageschrift waren alle Details der angeblichen Missbrauchsserie präzis aufgeführt. Die Tochter hatte im März 2008 nach einer Gruppentherapie Strafanzeige gegen ihren Vater eingereicht. Die Tochter war am Prozess während fast einer Stunde befragt worden.
Die nervös wirkende Tochter schildete viele Einzelheiten der angeblichen Vorfälle. «Es war etwas Komisches», sagte sie. In der Schule galt sie als Hochbegabte. Mittlerweile hat die junge Frau psychische sowie körperliche Probleme und befindet sich in Behandlung. Sie bezieht eine IV-Rente.
Vater weist Vorwürfe zurück
Der selbstbewusste Angeklagte wies vor Gericht alle Vorwürfe zurück. «Ich habe keine Erinnerungen, weil es die Vorfälle nicht gab», sagte er. Bei der Festnahme im April 2008 habe er an ein «Missverständnis» gedacht.
Der Vater hielt der Tochter psychische Störungen und depressive Stimmungen vor. Sie suche nur Aufmerksamkeit und habe die Vorwürfe aufgrund des «Erwartungsdrucks von Therapeuten» erhoben. Den Antrag des Angeklagten, die Öffentlichkeit vom Prozess auszuschliessen, hatte das Gericht abgelehnt.
Vorerst vom Pfarrdienst suspendiert
Der vom Bezirksgericht freigesprochene Pfarrer aus dem Bezirk Brugg wird vorerst von seinen Amtspflichten enthoben bleiben. Die Reformierte Landeskirche Aargau wartet ab, bis der Freispruch rechtskräftig ist.
Die Kirchgemeinde, wo der Pfarrer seit drei Jahren angestellt ist, hatte die Landeskirche nicht über den Fall informiert. Die Kirchenpflege hatte dem Mann wegen seiner guten Amtsführung das Vertrauen ausgesprochen. Das trug der Behörde Kritik ein.
SDA/oku
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