Abschätziger Kommentar kostet Romney deutlich Stimmen
Nach den abschätzigen Aussagen über Obama-Wähler wenden sich viele Anhänger von Mitt Romney ab. Würde heute gewählt, käme er auf nur 43 Prozent der Stimmen. Nun übt er sich in Schadensbegrenzung.

Der konservative Herausforderer von US-Präsident Barack Obama, Mitt Romney, verliert nach Bekanntwerden seiner abschätzigen Kommentare über ärmere Amerikaner an Wählergunst.
Einer am Mittwoch veröffentlichten Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters und des Meinungsforschungsinstituts Ipsos zufolge sehen 43 Prozent der Befragten Romney als weniger vorteilhaft an als zuvor. Fast 60 Prozent der Befragten sahen in Romneys Äusserungen eine unfaire Herabsetzung eines grossen Teils der Amerikaner.
In einer täglichen Erhebung von Reuters konnte Obama seinen Vorsprung gegen Romney am Mittwoch gegenüber dem Vortag um einen Punkt auf 5 Prozent ausbauen. Demnach würden 48 Prozent der Befragten für Obama stimmen, wenn jetzt die Wahlen wären. Romney käme auf 43 Prozent.
Um Schadensbegrenzung bemüht
Der Multimillionär Romney hatte während einer exklusiven Wahlkampfveranstaltung über die Anhänger von Obama erklärt, sie sähen sich als Opfer und setzten nur darauf, dass der Staat sie unterstützen müsse.
Inzwischen bemühte sich Romney um Schadensbegrenzung. Bei einer Rede vor Wahlkampfspendern am Mittwoch sagte Romney, dass ihm arme Menschen sehr wohl wichtig seien, und versuchte, den Fokus wieder auf die Wirtschaft zu legen.
«Er kann es nicht»
«Die Frage in diesem Wahlkampf ist nicht, wem die Armen und der Mittelstand wichtig sind. Mir sind sie wichtig, ihm sind sie wichtig», sagte Romney in Bezug auf den US-Präsidenten Barack Obama. «Die Frage ist, wer den Armen und der Mittelklasse helfen kann. Ich kann es. Er kann es nicht.»
«Ich kümmere mich um alle zu hundert Prozent», erklärte er und konstatierte eine Spaltung der USA, die ihm Sorgen bereite. «Die Politik hat uns in gewisser Hinsicht auseinandergetrieben», ergänzte er. Wenn er jedoch am 6. November gewählt werde, wolle er «jedes Quäntchen meiner Energie darauf verwenden, dieses Land zusammenzubringen».
Romney verteidigt seinen Standpunkt
Bei der Veranstaltung in Atlanta im US-Staat Georgia beharrte Romney auf seinem Standpunkt, welche Rolle die Regierung im Leben der US-Bürger übernehmen sollte. Amerika «funktioniert nicht mit einer Regierung, die sagt, werdet abhängig von der Regierung, werdet abhängig von Umverteilung», sagte Romney vor 900 Spendern. Er wies auf ein Video von Obama aus dem Jahr 1998 hin, in dem dieser – damals noch als Senator – erklärt hatte, er sei für Umverteilung, «zumindest zu einem gewissen Grad, der sicherstellt, dass jeder eine Chance hat». Romney skizzierte diese Ideen als Untergangsszenario für die US-Wirtschaft. «Das wird den amerikanischen Unternehmergeist töten, der unsere Wirtschaft über Jahre hinweg angetrieben hat», sagte er.
Der US-Showmaster David Letterman reagierte unterdessen auf eine Rede Romneys vor Wahlkampfspendern. Darin hatte Romney erklärt, Letterman hasse ihn, denn er sei öfter bei dessen Show-Konkurrent Jay Leno in der Sendung gewesen als bei ihm. Letterman sagte, dies sei kein Grund: «Warum sollte ich jemanden hassen, der das durchgemacht hat?» Amtsinhaber Obama war am Dienstag in Lettermans «Late Show» aufgetreten und hatte sich dort erstmals zu Romneys verbalem Fehltritt geäussert.
Ein Problem, aber nicht wahlentscheidend
Zugleich kündigte Romney eine Verschärfung des US-Einwanderungsrechts auf Bundesebene an. Details zu diesem Punkt nannte er nicht. Jedoch sagte der Republikaner, es sei nicht sein Ziel, «Menschen im ganzen Land zu verhaften und abzuschieben». Früher in diesem Jahr hatte Romney vorgeschlagen, Menschen, die in den USA keine Arbeit fänden, sollten «sich selbst abschieben». Dafür wurde er sowohl von Obamas Demokraten als auch aus den eigenen Reihen kritisiert.
Ipsos-Meinungsforscherin Julia Clark nannte das Video ein Problem für Romney, wenn auch kein wahlentscheidendes. «Solche Dinge haben einen Einfluss auf das Image des Kandidaten, aber es ist nicht entscheidend dafür, für wen die Leute am Wahltag tatsächlich stimmen», sagte Clark.
sda/AFP/wid
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