Absturz-Pilot übte schon auf Hinflug – keiner merkte es
Fünfmal stellte Andres Lubitz bereits auf dem Weg nach Barcelona die Höhe 30 Meter ein, als er allein im Cockpit war. Die Untersuchung zeigt neue Erkenntnisse zum A320-Absturz in Frankreich.
Der Co-Pilot der in den französischen Alpen verunglückten Germanwings-Maschine hat den Absturz offenbar gezielt vorbereitet und geprobt. Schon auf dem Hinflug von Düsseldorf nach Barcelona stellte Andreas Lubitz am Unglückstag mehrfach zwischenzeitlich eine Flughöhe von nur 100 Fuss (30 Metern) ein, wie die französische Luftfahrtermittlungsbehörde BEA am Mittwoch in einem Zwischenbericht erklärte. Er war zu dem Zeitpunkt allein im Cockpit. «Als er allein war, hat der Co-Pilot den Höhenregler des Autopiloten auf 100 Fuss eingestellt», sagte BEA-Chef Rémi Jouty der Nachrichtenagentur AFP. «Er hat also die Geste geübt, mit der er dann den Absturz einleitete.»
(Video: Reuters)
Beim verhängnisvollen Rückflug von Barcelona nach Düsseldorf am 24. März stellte Andreas Lubitz, als der Flugkapitän ebenfalls das Cockpit verlassen hatte, auch eine Höhe von nur 100 Fuss ein. Der 27-Jährige führte das Flugzeug laut dem BEA-Bericht so in einen «kontinuierlichen und kontrollierten Sinkflug mit Autopilot», bis die Maschine mit 150 Menschen an Bord in den französischen Alpen zerschellte.
«Der Bordkommandant hat nichts mitbekommen»
Seine Manöver auf dem Hinflug fielen offenbar niemandem auf. Denn die Maschine hatte sich ohnehin bereits im Sinkflug befunden, während sie auf Barcelona zusteuerte. «Der Bordkommandant hat nichts mitbekommen, denn die Handlung des Co-Piloten auf dem Hinflug fand während eines normal programmierten Sinkflugs statt», sagte BEA-Chef Jouty. «Sie hatte also keine Auswirkungen auf die Flugbahn des Flugzeugs.»
Die Luftraumkontrolleure hatten einen Sinkflug auf zunächst 35'000 Fuss und anschliessend 21'000 Fuss angeordnet. Laut BEA stellte Andreas Lubitz die Flughöhe fünfmal zwischenzeitlich auf 100 Fuss ein, teils nur für einige Sekunden. Er stabilisierte die Flughöhe nur wenige Sekunden, bevor der Flugkapitän in das Cockpit zurückkehrte. Die BEA beruft sich bei ihren Ergebnissen auf die Auswertung der geborgenen Flugschreiber.
Bei der Flugkatastrophe waren am 24. März alle 150 Menschen an Bord des Germanwings-Airbus ums Leben gekommen, unter ihnen 72 Deutsche. Die ermittelnde Staatsanwaltschaft von Marseille erklärte schon wenige Tage nach dem Absturz nach einer Untersuchung des geborgenen Stimmrekorders, Andreas Lubitz habe die Maschine vermutlich absichtlich zum Absturz gebracht. Den Flugkapitän hatte er zuvor aus dem Cockpit ausgeschlossen.
Offenbar wollte sich der 27-Jährige, der in der Vergangenheit wegen psychologischer Probleme in Behandlung gewesen war, das Leben nehmen. Laut der Staatsanwaltschaft Düsseldorf informierte er sich in den Tagen vor dem Absturz im Internet über Möglichkeiten eines Suizids. Die BEA bestätigte in ihrem am Mittwoch veröffentlichten Zwischenbericht, dass der Co-Pilot die Maschine absichtlich abstürzen liess.
Sie befasste sich auch eingehend mit den Tauglichkeitszeugnissen von Andreas Lubitz. Er bekam demnach im April 2008 ein Tauglichkeitszeugnis der Klasse 1 ohne Restriktionen. Zwischen April und Juli 2009 wurde die Erneuerung des Zeugnisses wegen «einer depressiven Episode und der entsprechenden Medikation» verzögert. Ab Juli 2009 wurde das Tauglichkeitszeugnis der Klasse 1 dann jährlich erneuert, allerdings mit einem besonderen Vermerk versehen.
Lufthansa-Sprecher Helmut Tolksdorf sagte auf telefonische Anfrage, das Unternehmen habe noch nicht die Zeit gehabt, die neuen Details zu analysieren. Germanwings gehört zum Lufthansa-Konzern.
SDA
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