Der Entscheid der kantonalen Erziehungsdirektoren, Informatik obligatorisch zu machen, kommt zwei Jahrzehnte zu spät – aber immerhin. Bisher bestand der Informatikunterricht meist darin, dass sich Gymnasien iPads oder Notebooks kauften, um sie im Informatikzimmer Staub ansetzen zu lassen. Oder engagierte Lehrpersonen richteten Medienkompetenzkurse ein, in denen Sachen vermittelt wurden wie: «So funktioniert Social Media!» – «Rechnen mit Excel!» Das war das höchste der Gefühle.
Künftig werden Gymnasiasten nicht mehr nur zu guten Microsoft- oder Facebook-Kunden ausgebildet. Sie lernen vielmehr, wie Kommunikationstechnologien funktionieren, die unser Leben so prägen. Sie werden verstehen, warum der eigene News-Feed anders aussieht als derjenige anderer Nutzer, und warum das für eine Demokratie problematisch sein kann. Es geht um nichts Geringeres, als darum, sie und unsere Gesellschaft für die Zukunft zu rüsten. Schon heute gibt es kaum einen Beruf, in dem Programmierkenntnisse nicht helfen können: von der Medizin über den Journalismus zur Jurisprudenz.
Widerstand aus Lehrerschaft ist zu erwarten
Leider haben sich die Erziehungsdirektoren auf einen gutschweizerischen Kompromiss geeinigt. Bei der Matura-Schlussnote soll Informatik keine Rolle spielen. Kantone können somit selber bestimmen, wie stark sie darauf setzen. Aus der Lehrerschaft ist Widerstand zu erwarten. Wenn Informatik ausgebaut wird, müssen andere Fächer zurückstehen. Und der Aufbau eines solchen Lehrgangs ist kostenintensiv.
Die Kompromissbereitschaft birgt deshalb die Gefahr eines neuen digitalen Grabens. Auf der einen Seite die grossen Kantone, die Mittel dafür einsetzen, nachhaltige Informatikkurse aufzubauen. Auf der anderen Seite die Kantone, wohl die kleineren, die dem Fach weniger Bedeutung schenken. Möglich, dass es Appenzeller künftig schwerer haben werden als Zürcher, sich für ein Medizinstudium zu immatrikulieren. Nur, weil sie im falschen Kanton zur Schule gegangen sind.
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Achtung, digitaler Graben
Der Aufbau eines Informatik-Lehrgangs ist kostenintensiv. Das könnte Schüler aus finanzschwachen Kantonen gegenüber Schülern aus grossen Kantonen künftig benachteiligen.