Achtung vor dem neuen Pendolino
Aleksandar Kolarov ist Serbiens Linksverteidiger, Captain und Siegtorschütze gegen Costa Rica. Aber vor allem die Schlüsselfigur im Team.

Keylor Navas verfügt über Sprungkraft wie ein Gummiball und hat schon manch unhaltbar scheinenden Ball noch aus der Ecke gefischt. Am Sonntag, als er einen serbischen Freistoss ausgraben will, kommt der elegante Herr der Lüfte aber zu spät. Der Goalie der Nationalmannschaft Costa Ricas und von Real Madrid fliegt zu wenig weit, um den Ball noch zu erreichen, den Aleksandar Kolarov mit seinem linken Fuss über die Mauer gezirkelt hat. 1:0, das Tor sichert Serbien drei Punkte.
Das 1:0 für die Serben. Kolarov zirkelt einen Freistoss direkt ins rechte obere Eck. (Video: SRF/Tamedia)
Die Lobeshymnen überschlagen sich, das Tor sei noch schöner als der Freistoss von Portugals Cristiano Ronaldo zum 3:3 gegen Spanien, heisst es vereinzelt sogar. Ein Kompliment für einen Verteidiger. Und eine Überraschung für viele: Geniestreiche hat man eher von Sergej Milinkovic-Savic erwartet, dem Offensivjuwel von Lazio Rom. Für regelmässige Beobachter des Calcio kam die Szene allerdings nicht unerwartet. Kolarov hat in der abgelaufenen Saison in Diensten der AS Roma bereits Angst und Schrecken bei den Torhütern der Serie A verbreitet. Mit 3 Toren und 14 Vorlagen gelang ihm die produktivste Saison seiner Karriere. In sieben Jahren bei Manchester City hatte er es nie auf vergleichbare Werte gebracht.
Überragende Leistungen
Dabei war er vor einem Jahr von den Supportern der «Giallorossi» nicht mit offenen Armen empfangen worden. Im Gegenteil: Ablehnung schlug ihm entgegen, vereinzelt sogar Hass, aufgrund seiner Vergangenheit bei Erzfeind Lazio zwischen 2007 und 2010. Und vor allem wegen seines Derbytors zum 4:2 im Jahr 2009, als er nach einem 80-Meter-Solo magistral vollendete. Das dritte Tor der Laziali hatte damals übrigens Stephan Lichtsteiner erzielt.
In Rom gibt es bezüglich der sportlichen Glaubensfrage allerhöchstens einen Weg, einen Umschwung der öffentlichen Meinung zu forcieren: überragende Leistungen. Und zur Überraschung nicht weniger Experten lieferte Kolarov genau diese. 50 Spiele bestritten die Römer in dieser durchaus erfolgreichen Saison in Meisterschaft und Champions League, nur dreimal fehlte Kolarov, 44-mal spielte er durch. Beeindruckende Werte für einen 32-Jährigen.
Seine Hauptstärken liegen in der Vorwärtsbewegung und der Kreativität. Unermüdlich sprintet er die Seitenlinie hinauf und hinunter. Und wenn der Übername «Pendolino» in Rom nicht schon seit 15 Jahren fix an Cafu vergeben wäre, als Synonym für einen leistungsfähigen und zuverlässigen Dauerläufer, dann würde er Kolarov gehören. Das 3-4-3-System von Eusebio Di Francesco, in dem den Aussenbacks viel Gestaltungsfreiheit zukommt, beflügelt ihn sichtlich.
Traktoren statt Ferrari
Privat mag es Kolarov nicht nur schnell. Als einer von vermutlich wenigen Profifussballern hat er nicht ein Flair für Nobelkarossen – seine Vorliebe gilt eher den Traktoren. Zwei oder drei habe er, von der Marke John Deere. «Ich habe eine Landwirtschaftsfirma, mein Bruder kümmert sich um alles, und wir haben ein paar Angestellte», erzählt er.
Von einer Zweitkarriere als Bauer ist er aber noch weit entfernt, eine zentrale Figur ist er dafür im Nationaldress. Es war eine der ersten Amtshandlungen von Trainer Mladen Krstajic, die Captainbinde von Rekordnationalspieler Branislav Ivanovic an Kolarov zu übertragen. Dies, weil er ihm besondere integrative Fähigkeiten zuspricht. Die Stimmung sei teamintern so gut wie in den letzten Jahren nie mehr, berichten mehrere Medien. Dass alle im serbischen Team in eine Richtung arbeiten, bewies eine Geste Kolarovs nach Spielschluss gegen Costa Rica. Er widmete sein 11. und wichtigstes Tor im 77. Länderspiel und den Sieg dem Sportdirektor des Verbands Goran Bunjevcevic, der vor einigen Monaten ein Aneurysma im Gehirn erlitten hat. «Er soll wissen, dass wir ihn alle unterstützen», sagte Kolarov.
Der erfolgreiche Start gegen Costa Rica ist aber abgehakt, für Kolarov ist klar: «Gegen die Schweiz müssen wir diesen Sieg bestätigen, sonst wird es ganz eng.» Das Motto ist deshalb hüben wie drüben klar: Verlieren verboten. Entsprechend gibt Aleksandar Kolarov die Taktik aus: «Die Defensive ist unsere Basis, aber wann immer es geht, wollen wir schnell in die Angriffsbewegung umschalten.» Das gilt vor allem auch für die Nummer 11 der Serben.
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