Albanien will die syrischen Chemiewaffen nicht
In Den Haag hat die Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) über die Vernichtung des syrischen Arsenals beraten. Albanien hat eine Anfrage, die Waffen zu zerstören, bereits abgelehnt.

Die Organisation für ein Verbot der Chemiewaffen (OPCW) hat einen detaillierten Plan zur Vernichtung der syrischen Kampfstoffe ausserhalb des Landes verabschiedet. Nach der Ablehnung Albaniens ist allerdings unklar, in welchem Land die rund 1000 Tonnen Kampfstoffe Syriens zerstört werden sollen.
Der 41 Mitglieder zählende Exekutivrat der OPCW entschied am Freitagabend in Den Haag, dass die gefährlichsten Kampfstoffe bis Ende 2013 aus Syrien abtransportiert werden müssen. Wenige Stunden zuvor hatte Albanien überraschend eine Bitte der USA abgelehnt, das Arsenal zu zerstören.
Das Land sehe sich zu der Zerstörung der Chemiewaffen nicht in der Lage, sagte Regierungschef Edi Rama in Tirana. Albanien war ins Gespräch gekommen, weil es 2007 seine C-Waffenbestände aus früheren, kommunistischen Zeiten zerstört hatte.
Sarin und Senfgas
Nach dem OPCW-Beschluss sollte der grösste Teil des Arsenals, zu dem auch Sarin und Senfgas gehören, ausserhalb des Landes vernichtet werden. Experten der OPCW kontrollieren in Kooperation mit der UNO die syrischen Bestände und Mittel zur Herstellung chemischer Waffen.
Seit Beginn ihres Einsatzes vor gut einem Monat haben die Inspektoren 22 der 23 von Syrien angegebenen Standorte überprüft. Alle Anlagen zur Produktion der Waffen und zum Abfüllen von Munition sollen zerstört sein. Bis Mitte 2014 soll Syrien nach einer Resolution des UNO-Sicherheitsrates von Chemiewaffen frei sein.
Abtransport hat Priorität
Der Schweizer Chemiewaffenexperte Stefan Mogl fordert einen raschen Transport der syrischen Chemiewaffen ins Ausland. Es sei «eine anspruchsvolle Aufgabe», die Waffen schnell aus dem Land zu bekommen, gab der Chemiewaffenexperte des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz zu bedenken.
Es müsse alles versucht werden, damit diese Waffen nicht mehr zum Einsatz kommen könnten und in Syrien nicht mehr zur Verfügung stünden, sagte Mogl am Freitag im Deutschlandradio Kultur weiter.Ob die Waffen ausserhalb Syriens tatsächlich bis zum Juni 2014 vernichtet seien, spiele dabei weniger eine Rolle.
Zu den Kosten für die Aktion sagte Mogl, eigentlich müsse Syrien diese laut dem Chemiewaffenvertrag begleichen. Die OPCW habe aber einen Fonds zur Finanzierung gegründet. «Wer das alles bezahlt, wird wahrscheinlich Teil der Diskussionen, die jetzt stattfinden», sagte Mogl.
Giftgasangriff bei Damaskus
Die internationalen Anstrengungen zur Zerstörung des syrischen Chemiewaffenarsenals sind eine Reaktion auf einen Giftgasangriff, der am 21. August nahe der Hauptstadt Damaskus verübt wurde. Bei dem Angriff, für den international Syriens Führung um Staatschef Baschar al-Assad verantwortlich gemacht wird, wurden nach Angaben der syrischen Opposition etwa 1300 Menschen getötet.
Ein zwischen Russland und den USA abgestimmter Abrüstungsplan sieht die Vernichtung aller syrischen Chemiewaffen bis Ende Juni 2014 vor. Betraut mit dieser Aufgabe ist die mit dem diesjährigen Friedensnobelpreis ausgezeichnete Organisation OPCW.
SDA/kpn
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