«Alle müssen etwas zurückstecken»
Die Philosophin Katja Gentinetta misstraut den Forderungen nach einem Wertewandel als Antwort auf die Wirtschaftskrise. Stattdessen sollten wir unser bestehendes System «beharrlich verbessern».

Was hat Sie in diesem Jahr am meisten beschäftigt? Der permanente Krisenmodus. Und darin der Bail-out, die Schuldübernahme durch Dritte, als neue Normalität. Niemand steht mehr für das gerade, was er getan hat. Die Banken mussten von den Zentralbanken, die Wirtschaft von den Staaten und nun Staaten von anderen Staaten gerettet werden. Es ist wie in der griechischen Tragödie: Ein Held kann nur die Götter beleidigen oder gleich sterben. Da erscheint der Deus ex Machina und hilft ihm aus der Patsche, um sich danach vornehm in den Olymp zurückzuziehen. Nur: Wir haben keinen Olymp mehr. Die Probleme - sprich: die Schulden - bleiben.