Alle wollen Laubers Sitz
Nach Gerold Laubers Verzicht ist der Stadtrats-Wahlkampf lanciert. Die Bürgerlichen wollen fünf Sitze erobern, die Linken halten dagegen.

Wochenlang liess CVP-Stadtrat Gerold Lauber (60) die Öffentlichkeit im Ungewissen: Tritt er 2018 nochmals an, oder verzichtet er? Gestern erfolgte der Abgang durch die Hintertür – nicht per Pressekonferenz, sondern dezent im Schlussteil einer Kolumne versteckt, verkündete Lauber im Zürcher «Tagblatt» seinen Verzicht. Das Rennen um seine Nachfolge ist eröffnet.
Für die CVP geht es um die Existenz. Die Partei braucht ein Zugpferd im Exekutivamt, will sie nicht in der Bedeutungslosigkeit versinken. 2014 lag der Wähleranteil noch bei 4,64 Prozent – 2 Prozent unter jenem der AL. Namen werden noch keine präsentiert. Aber Markus Hungerbühler dürfte ein möglicher Nachfolger sein. Der Gemeinderat und Präsident der Stadtpartei sagt: «Ich kann mir ein Stadtratsamt vorstellen.» Er habe sich in den sechs Jahren als Gemeinderat als «lustvoller Politiker» präsentiert. Noch unklar ist, ob Nicole Ba-randun antreten wird. Die Juristin ist Präsidentin der Kantonalpartei und des Gewerbeverbandes der Stadt. «Ich schliesse eine Kandidatur nicht aus», sagt sie. Für Nationalrätin Kathy Riklin ist eine Kandidatur ausgeschlossen: «Dafür bin ich mit 64 zu alt.»
Andrang bei den Liberalen
Die FDP hält nach wie vor an einem Fünferticket mit der CVP und der SVP fest. Mehr noch: Sie strebt neben den zwei vakanten Sitzen und jenem von Leutenegger zwei zusätzliche bürgerliche Sitze und damit die Mehrheit im Stadtrat an. Severin Pflüger, Präsident der FDP-Stadtpartei, fehlt es nicht an Interessenten: «Es war nicht schwierig, Leute zu finden, sondern wir mussten etlichen absagen.» Man darf damit rechnen, dass Nationalrätin Doris Fiala und Gemeinderat Michael Baumer auf der Liste stehen.
Die SVP, mit gut 17 Prozent Wähleranteil die zweitstärkste Partei in der Stadt, will endlich auch einen Sitz gewinnen. «Wir sind bereit, Verantwortung zu übernehmen», sagt Mauro Tuena, der Präsident der Stadtpartei. Die Nationalräte Alfred Heer und Hans-Ueli Vogt kämen unter anderen infrage. Er selbst nimmt sich aus dem Rennen: «Das Zürcher Volk hat mich in den Nationalrat gewählt. Dabei bleibt es.»
Grüne wollen angreifen
Für die Grünen ist klar, dass sie angreifen werden. «Es ist eine günstige Gelegenheit», sagt Stadtparteipräsident Felix Moser. Mit wem die grüne Rückeroberung eines zweiten Sitzes eingeleitet wird, lässt er offen. Entschieden werde erst am 4. Juli an der Mitgliederversammlung. Auch für die Stadtratswahl gelte: «Bekanntheit kann ein Vorteil sein, muss aber nicht», sagt Moser.
Ein Wohlbekannter ist Markus Knauss. Der grüne Gemeinderat trat bereits 2014 zur Wahl an. Er erzielte ein beachtliches Resultat, scheiterte jedoch knapp. Seither sei er noch bekannter geworden, sagt er selber: «Ich trat schon viermal im ‹TalkTäglich› auf TeleZüri auf – das hat vor mir noch kein Gemeinderat geschafft.» Knauss macht kein Geheimnis daraus, dass ihn das Amt reizt. Ob er kandidiert, lässt er jedoch offen, er entscheide «spontan».
Balthasar Glättli: «Das reizt mich»
Bereit für eine Kandidatur ist Parteikollegin Karin Rykart Sutter. Die Soziologin scheiterte 2013 in der internen Ausmarchung knapp an Knauss. Nach der verlorenen Stadtratswahl 2014 wurde kritisiert, dass die Grünen ausschliesslich auf Männer gesetzt hatten. «Dass ich eine Frau bin, gereicht mir nun zum Vorteil», so Rykart. Mit der Wahl zur Fraktionspräsidentin habe sie zusätzliche Bekanntheit erlangt.
Zum engen Kandidatenkreis gehört auch Balthasar Glättli. Seit 2011 amtet er als Nationalrat in Bern als Vertreter einer kleinen Partei und betreibt Oppositionspolitik. In Zürich, wo die Grünen mehr als 10 Prozent Wähleranteil vereinen, wäre sein Einfluss grösser: «Hier könnte ich die Politik aktiv mitgestalten. Das reizt mich.»
Schliesslich wollen auch die Grünliberalen, mit einem Wähleranteil von 10,2 Prozent, die Gunst der Stunde nutzen. Namen macht die Partei Anfang nächster Woche bekannt. So viel vorweg: Nationalrätin Tiana Angelina Moser wird es nicht sein. Und SP und AL? Sie gehen davon aus, dass ihre fünf Stadträte wiedergewählt werden.
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