Allein zu Haus
Bei den deutschen Sozialdemokraten gärt es. Die Partei hadert mit ihrem Chef Sigmar Gabriel und bricht zur Unzeit eine Kanzlerdiskussion vom Zaun.

Kennen Sie das beliebteste Gesellschaftsspiel der deutschen Sozialdemokratie? Es heisst «Wir gegen uns». Die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft hat es so getauft und meint damit das Talent ihrer Partei, sich selbst zu zerfleischen. «Wir gegen uns» hat unter den Genossen nicht nur Tradition, die Partei bildet sich geradezu etwas darauf ein, in nicht enden wollenden, scharfen internen Debatten ihre Meinungsverschiedenheiten auszubreiten. Keine andere grosse deutsche Partei streitet so leidenschaftlich um ihr Programm. In keiner anderen ist die Spannung so gross zwischen der Sehnsucht nach der reinen Lehre («soziale Gerechtigkeit!») und dem selbstverständlichen Machtanspruch («Wer regiert, darf zur Not auch wursteln»). Und keine andere Partei kümmert sich so wenig darum, wie die fröhliche interne Keilerei beim Wahlvolk ankommt.