Alles demütige Nachtreter
Was fehlt einer Person, die Taekwondo macht? Unser Sportpsycho Patrick Frey weiss es.

Wer Taekwondo lernen will, muss lernen, Respekt zu haben. Respekt vor den Regeln des Taekwondo. Die Regeln sind ausserordentlich kompliziert, obwohl es im Wesentlichen darum geht, entweder mit der Hand oder mit dem Fuss einen geschickten Weg zu finden, um den Gegner ausser Gefecht zu setzen. Respekt vor dem Trainer, denn der Trainer ist nicht einfach nur ein Trainer, sondern ein Lehrer fürs Leben, ein Meister, ein Sahbum-Nim. Dieser Lehrer ist allmächtig.
Wenn ein Sahbum-Nim dem Schüler eine Anweisung gibt, darf niemand etwas dagegen sagen. Der Schüler darf nicht auf seinen Schatten treten. Er lernt vom Meister, der selbst immer weiter lernt, dass es beim Taekwondo um Geduld geht, um Höflichkeit und Selbstdisziplin.
Ausserdem um die Anwendung der elementaren Gesetze der Physik, um die Wirkkraft von Geschwindigkeit und Masse. Er lernt, dass er nicht nur mit der Hand oder dem Fuss schlagen soll, sondern mit der Masse des gesamten Körpers, und dass es darum geht, diese Energie auf einer möglichst kleinen Fläche zu bündeln, etwa am Ellenbogen, am Kinn oder an der unteren Ferse.
Er lernt, dass er die Kraft des Gegners für sich selber nutzen kann, um so die eigene Kraft zu vervielfachen. Dass er also, um einen Kampf zu gewinnen, Geschwindigkeit und Masse des Gegners für sich arbeiten lassen muss. Jeder Sport ist eine Metapher für das richtige Leben. Meist sind die Metaphern etwas billig – Gring abe u seckle – und fast immer darwinistisch.
Taekwondo ist eine Metapher für ein ganzes philosophisch-politisches System.
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