«Alles, was ich erfinde, wird sofort kopiert»
Selber gemacht (6) Werkzeuge für Velomechaniker von Hans Peter Heermann, 71, Horgenberg «Seit 30 Jahren bin ich hier auf dem Horgenberg und stelle Velo-Werkzeuge und Maschinenteile her. Der Taveri senior, mit dem ich Rennen gefahren bin, hat mir das Lokal für meine Werkstatt verschafft. Damals war ich der Erste, der hier oben Velo fuhr. Heute ist die Strecke über den Horgenberg auf den Hirzel sehr beliebt. Ich bin in Ulm aufgewachsen. Meine Stiefeltern wollten einen Doktor aus mir machen, und ich hätte ständig Bücher lesen sollen, aber ich war immer im Keller am Basteln. Ich machte dann auch eine Lehre als Werkzeugmacher. An der mechanischen Logik hatte ich schon immer Freude. Als meine Konfirmationsuhr kaputtging, konnte ich die Reparatur natürlich nicht bezahlen mit meinen 4 D-Mark pro Woche. So arbeitete ich nebenher für den Uhrmacher. Ich flickte ihm Wecker für 50 Pfennig pro Stück. Nach der Lehre arbeitete ich bei der Rapid Motormäher in Dietikon. Da war ich 17, und die gleichaltrigen Schweizer waren im ersten Lehrjahr. Das deutsche System war besser. Wenn man mit 13 schon Lehrling ist, nimmt man die Arbeit ernster, als wenn man schon eine Freundin hat und am Abend auf die Gasse geht. Heute erfinde ich Werkzeuge für Velomechaniker und stelle sie auch selbst her. Und ich mache Präzisionsteile für Maschinen von Feller, SSM, Dow und so weiter. Manchmal flicke ich Velos, aber ich werbe nicht gross dafür. Heute kommen vor allem noch die, die mich kennen. Viele von ihnen sind ehemalige Radprofis. Als Erstes habe ich mir diese Veloständer ausgedacht. Die passen sich jedem Rad an, sehen Sie. Aber die meisten Grossisten sind daran nicht interessiert. Die sagen, das kann man nur einmal verkaufen, das geht ja nie kaputt. Einige Grossisten setzen aber auf Qualität und kaufen meine Kreationen, zum Beispiel die UGD in Cernier. Oder hier, das ist ein Standardwerkzeug, damit kann man das Innenlager anziehen, aber ohne Fixierung ist das ein fertiger Chabis. Also hab ich selbst etwas gemacht. Sehen Sie, das kann man hier einpassen, und hier kann man es fixieren, und hier oben verschiebt sich das, und wenn man einen längeren Hebelarm braucht, schiebt man den Bolzen hier durch, ist doch logisch. Aber die meisten Velomechaniker verstehen zu wenig von der mechanischen Logik. Ich hatte als Kind halt keine fixfertigen Spielsachen. Da hat man sich dann einfach selbst etwas gezimmert. Wie die allerersten Menschen. Alles, was ich erfinde, wird sofort kopiert. Aber die Werkzeuge, die ich persönlich herstelle, halten ewig und schonen das Material. Das ist keine Massenanfertigung. Aber ja, manche regen sich auf. Die sagen, gebt dem Heermann nichts in die Hände, der macht aus allem was Besseres.» Aufgezeichnet von Andreas Jäggi In der Rubrik «Selber gemacht» stellt der «Tages-Anzeiger» in loser Folge Menschen aus der Region am linken Seeufer vor, die spezielle Produkte fertigen. Hans Peter Heermann, 71, stellt auf dem Horgenberg Werkzeuge für Velomechaniker her. Foto: Patrick Gutenberg
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