Als der ZSC das Double gewann und trauerte
Kolumne Werner Schweizer
Der dritte Titel des ZSC 1961 war der Höhepunkt der erfolgreichen Jahre für den Stadtklub. Keiner ahnte damals, dass es auch der Abschluss war und die nächsten Jahrzehnte vor allem von Problemen geprägt sein würden. Der ZSC spielte zu dieser Zeit zusammen mit HCD und SCB eine dominante Rolle im Schweizer Eishockey. Er hatte den Standortvorteil des Hallenstadions und nutzte ihn. Die Konkurrenz war nicht gewohnt, in einer überdachten und verrauchten Arena aufzutreten.
Als zentrale Figur hinter dem Erfolg wirkte Präsident Max Thierstein. Der Immobilienverwalter hatte sich von der ZSC-Legende Heini Lohrer zum Amt überreden lassen und interpretierte es offensiv. Er zog die Fäden bei den Transfers, forcierte die internationalen Kontakte des Klubs, war aktiv im Coaching, machte seinen Einfluss bei wichtigen Entscheiden in der Liga geltend, verhandelte einen guten Vertrag mit dem Hallenstadion, der dem ZSC 1 Franken pro Zuschauer in den Heimspielen eintrug.
Der schlaue Thierstein war auch eine der treibenden Kräfte hinter dem Ausländerstopp, den die Nationalliga A zwischen 1959 und 1970 durchsetzte. Er war zur Stärkung des einheimischen Schaffens gedacht, erwies sich aber als Eigentor, nachdem das Nationalteam auf WM-Ebene bis in die C-Gruppe durchgereicht wurde. Für den ZSC-Chef ging die Rechnung auf, weil Spieler-Trainer Otto Schläpfer in diesen Jahren der beste Stürmer der Liga war und das Tor wie ein Kanadier (oder besser) traf.
Der Tod bei der Siegfeier
In der Meistersaison schoss der gebürtige Davoser in 14 Spielen 26?Tore. Eine abstruse Regel des Schweizer Eishockeys konnte Thierstein nicht beseitigen. Das sogenannte Wartejahr zwang die Spieler damals bei einem Klubwechsel zu einer Pause und sollte die kleinen Klubs vor Abwerbeaktionen schützen. So durfte der ZSC in seiner besten Saison die beiden Internationalen Pio Parolini und Paul Messerli, die aus beruflichen Gründen nach Zürich gekommen waren, nur im Cup einsetzen.
Der ZSC war trotzdem schon fast luxuriös gut besetzt. Er konnte es sich leisten, drei Sturmreihen einzusetzen, was damals fast einer Revolution gleichkam. Ausserdem hielt sich der Klub in der Nationalliga B mit der zweiten Mannschaft ein Farmteam nach NHL-Muster – oder vergleichbar mit den GCK Lions der Gegenwart. Das Nationalteam glich in dieser Zeit dem verstärkten ZSC. Otto Schubiger, einer der ZSC-Stars und streitbaren Geister, überwarf sich mit dem Verband nach der provokativen Forderung, es müsse die Länderspiele in den ZSC-Leibchen spielen.
Die ZSC-Geschichte nahm im Herbst 1960 eine tragische Wendung. Der erst 37-jährige Thierstein verstarb bei der Feier zum Sieg im Precisa-Cup in den Armen Schläpfers an einer Herzschwäche. Die Mannschaft gewann darauf die Meisterschaft für den Förderer, pilgerte Ende Winter vor dem Cupfinal gegen Visp an sein Grab und versprach ihm einen letzten grossen Sieg.
Thierstein vermachte dem Klub, der ihm so am Herzen gelegen hatte, ein Haus im Tessin. Wenige Jahre danach verkaufte es einer seiner Nachfolger im ZSC für 60 000 Franken. Finanzielle und sportliche Sorgen standen jetzt im Mittelpunkt. Schläpfer folgte 1962 einem Ruf als Trainer beim neuen A-Klub Kloten, das dann für knapp 40?Jahre die Nummer 1 in Zürich wurde.
Schubiger provozierte mit der Forderung, das Nationalteam müsse in ZSC-Leibchen spielen.
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch