Altes Korn neu entdeckt
Vor 3000 Jahren züchtete man den Emmer im Orient. Heute wächst das Korn auch im Rafzerfeld und ist Grundlage für regionales Brot, Bier oder Pasta.
Von Katrin Brunner Rafz – Ruedi Baurs landwirtschaftlicher Betrieb in Rafz sieht aus wie jeder andere. Wenn man nicht genau hinsieht. Auf seinen Feldern wächst ein ganz spezielles Korn. Auf rund vier Hektaren baut der Landwirt die beinahe vergessene Getreidesorte Emmer an. Angefangen hatte alles mit einem Anruf von Markus Jenny von der Vogelwarte Sempach. Er fragte Baur, ob er eine alte Weizensorte anbauen würde. Der Grund für die Anfrage: Emmer-Anbauflächen bieten erwiesenermassen besonders viel Lebensraum für Insekten, und diese wiederum sind Nahrungsgrundlage für Singvögel. Fasziniert von der alten Getreidesorte und der Möglichkeit zur Steigerung der Biodiversität, begann Ruedi Baur Ende der 90er-Jahre auf einer kleinen Fläche das alte Korn zu neuem Leben zu erwecken. In der Schweiz wird diese wenig ertragreiche Getreideart momentan nur noch im Klettgau und im Fricktal angebaut. Das Brot der Bronzezeit Zu der Zeit hatte Baur auf seinem Hof bereits mit Buntbrachen für eine Erhöhung der Biodiversität auf seinem Hof gesorgt – also mit saisonal nicht genutzten Flächen, auf denen die Natur sich selbst überlassen wird. Der Emmer, fast ausgestorben, hat eine jahrtausendealte Tradition: Im Laufe der Bronzezeit wurde der Ackerbau für die sesshaft gewordenen Menschen immer wichtiger. Bereits da hatte der Emmer – eine genügsame und robuste Getreideart – seinen Weg von Persien über Ägypten, die Türkei nach Europa gefunden. Leicht bitter im Geschmack Das grosse Geld ist mit der wiederentdeckten Getreidesorte heute aber nicht zu machen. Liegt doch der durchschnittliche Ertrag bei 19, in guten Jahren bei 35 Dezitonnen pro Hektare. Im Vergleich dazu liefert «normales» Getreide bis zu 80 Dezitonnen. Das stört den Rafzer Landwirt aber nicht. Er liefert seine Ernte der IG Emmer-Einkorn ab, wo der Emmer unter anderem zu Mehl gemahlen wird. Aus der alten Getreidesorte wird Bier, Pasta oder Brot hergestellt. Momentan ist aber nicht nur der Emmer, sondern sind auch Emmerprodukte nur schwer zu bekommen. Das liegt auch daran, dass sich unser Geschmackssinn und unsere Essgewohnheiten in den letzten Jahrhunderten – und besonders in den letzten Jahren – massiv verändert haben. Der leicht bittere Geschmack des Emmers ist für heutige Menschen gewöhnungsbedürftig. Brot kommt besser an als Pasta Den Konsumenten an den neuen Geschmack zu gewöhnen, ist schwieriger als gedacht. Das merkten die Grossverteiler und haben die Pastaproduktion aus dem Urgetreide gestoppt. Die Migros verkauft nur noch ihre Lagerbestände. Man will sich bei den speziellen Pastasorten auf Produkte aus Urdinkel konzentrieren. Das Emmerbrot, für welches das Emmermehl mit Ruchmehl gemischt wird, scheint aber gut anzukommen. Noch wird es allerdings nur in wenigen Filialen in Zürich und Umgebung sowie in der Ostschweiz verkauft. «Wir beobachten aber immer den Markt und reagieren schnell, wenn sich ein Trend bezüglich Urweizen abzeichnet», erklärt Monika Weibel, Mediensprecherin der Migros. Seit über einem Jahrzehnt baut der Rafzer Ruedi Baur auf seinem Land Emmer an. . Foto: Johanna Bossart
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