Amerika steht zu seinem Amok-Soldaten
Laut US-Armee könnte bereits kommende Woche Anklage gegen den Soldaten erhoben werden, der in Afghanistan 16 Menschen tötete. Derweil betonen Bekannte und Vorgesetzte das besonnene Wesen des Mannes.
Nach dem Massaker an 16 afghanischen Zivilisten haben die Anwälte des mutmasslichen US-Amokschützen Robert Bales Berichte über dessen angeblich ausgeglichenes Wesen bestätigt. Der 38-jährige Feldwebel sei Vorgesetzten, Angehörigen und Freunden als «besonnener, erfahrener Soldat» bekannt gewesen, teilten die Verteidiger am Samstag mit. Es sei daher weiterhin «zu früh», etwas über die Ursachen des Amoklaufs zu sagen.
Vor der Anklageerhebung will sich der Anwalt des US-Soldaten am (morgigen) Montag mit seinem Mandanten treffen. Er werde in den US-Staat Kansas reisen und sich mit dem Stabsunteroffizier Robert Bales beraten, sagte Anwalt John Henry Browne.
Weiter hiess es, die Familie des Soldaten sei «fassungslos angesichts dieser Tragödie, aber sie stehen hinter dem Mann, den sie als hingebungsvollen Ehemann und Vater sowie engagiertes Mitglied der Armee kennen». Ähnlich äusserten sich Freunde und Nachbarn des Manns und bestätigten damit ebenfalls Medienberichte.
Nach 9/11 in die Armee
Sein ehemaliger Zugführer zeigte sich von den Vorwürfen überrascht. Dass Bales 16 Menschen getötet haben solle, passe zu 100 Prozent nicht zu dessen Charakter, sagte Chris Alexander. Bales sei eine sehr stabile Person und habe die Leben mehrere anderer Soldaten gerettet. Alexander war Bales' Zugführer während dessen Zeit im Irak. Nach Angaben von Alexander war Bales Börsenhändler, bevor die Terroranschläge vom 11. September 2001 ihn zum Eintritt in die US-Streitkräfte animierten.
Bales soll am vergangenen Sonntag seinen Stützpunkt in der südafghanischen Provinz Kandahar verlassen und insgesamt 16 Dorfbewohner ermordet haben, darunter viele Kinder und Frauen. Nach der Tat kehrte er in das Lager zurück, wo er sich widerstandslos festnehmen liess. Er wurde inzwischen in die USA gebracht.
Bales war vor seinem Afghanistan-Einsatz bereits dreimal im Irak stationiert gewesen. Laut Medienberichten war er bestürzt, als er nach den aufreibenden Einsätzen auch noch nach Afghanistan geschickt wurde. Am Tag vor dem Amoklauf soll er wütend über die schwere Verletzung eines Kameraden gewesen sein.
Anklageerhebung noch diese Woche
Gegen den US-Soldaten wird nach Angaben aus Kreisen des US-Militärs vermutlich noch in dieser Woche Anklage erhoben. Der Prozess werde dann in den USA stattfinden, sagte ein Rechtsexperte des US-Militärs in Afghanistan der Nachrichtenagentur AP. Der Verdächtige sitzt derzeit in einem Militärgefängnis in Fort Leavenworth im Staat Kansas in Haft. Bales ist ein zweifacher Familienvater aus dem US-Staat Washington, den Nachbarn als freundlich beschrieben.
Hinweise darauf, dass es noch einen zweiten Tatbeteiligten gebe, wie dies von Afghanen vermutet wurde, gebe es nicht, sagte der Gewährsmann.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch