Amnesty wirft IS «systematische ethnische Säuberung» im Irak vor
Die Jihadisten-Miliz Islamischer Staat begehe schwere Kriegsverbrechen, sagt Amnesty International. Berichte von Überlebenden sind erschütternd.
Die radikale Jihadisten-Miliz Islamischer Staat (IS) betreibt nach einem Bericht von Amnesty International im Nordirak eine Kampagne der «systematischen ethnischen Säuberungen». Minderheiten wie die Jesiden, Christen oder schiitischen Turkmenen würden systematisch ausgelöscht.
Das sagte Amnesty-Vertreterin Donatella Rovera, die sich derzeit in der Region aufhält. Unter Berufung auf Augenzeugenberichte warf die Menschenrechtsbewegung dem IS schwere Kriegsverbrechen vor, darunter Massenhinrichtungen und -verschleppungen.
Die radikale sunnitische Gruppierung hatte im Juni bei einer Blitzoffensive Teile von fünf Provinzen im Nordirak in ihre Gewalt gebracht. Gemeinsam mit den von ihr in Syrien kontrollierten Gebieten erklärte die Miliz sie zum islamischen «Kalifat» und errichtete ein Terrorregime mit öffentlichen Enthauptungen, Kreuzigungen und Steinigungen. Ziel des IS sei es, «alle Spuren von Nicht-Arabern und nicht-sunnitischen Milizen zu beseitigen», erklärte Amnesty.
Drei Schüsse ins Knie
In dem Bericht kommen mehrere Überlebende von Massenhinrichtungen zu Wort. Demnach wurden allein am 3. und 15. August hunderte Männer und Jungen aus den beiden Jesiden-Dörfern Kinije und Kocho umgebracht. Nur mit einigem Glück überlebten die Brüder Sajed und Chaled das Massaker, sieben weitere Brüder von ihnen wurden getötet. Sajed sei dreimal ins linke Knie sowie jeweils einmal in Hüfte und Schulter geschossen worden, berichtete Amnesty.
Salem, ein weiterer Augenzeuge, erzählt, wie er sich zwölf Tage lang verstecken konnte, während vor seinen Augen Verletzte starben. «Einige konnten sich nicht mehr bewegen, sie lagen in Qualen da und warteten auf ihren Tod. Sie starben einen schrecklichen Tod». Ein muslimischer Nachbar habe ihm geholfen, bis er schliesslich flüchten konnte.
Waffen aus Australien
Laut Amnesty verschleppten IS-Milizionäre auch tausende Frauen und Kinder, Zehntausende flüchteten aus Angst um ihr Leben. In einem Fall habe eine Familie 45 vermisste Angehörige gemeldet. Amnesty-Vertreterin Rovera forderte die irakische Regierung auf, alle Verantwortlichen zu verfolgen und zur Rechenschaft zu ziehen.
Der australische Premierminister Tony Abbott kündigte unterdessen an, schon in wenigen Tagen mit Waffenlieferungen an die kurdischen Kämpfer zu beginnen. Die Grausamkeit der IS-Kämpfer rechtfertige es, sie mit aller Macht zu bekämpfen, sagte Abbott am Dienstag dem Radiosender 2GB. Er verglich die Gräueltaten mit denen der «Nazis und Kommunisten». Im Gegensatz zu deren Versuchen, ihre Schandtaten zu verbergen, zeige der IS sie aber noch voller Stolz im Internet.
Gemäss einem Zeitungsbericht kam eine australische Transportmaschine unter Beschuss, als sie Hilfslieferungen über der Stadt Amerli abwarf.
SDA/rar
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