
Im Zoo von Kabul, vor dem Löwengehege. Da stürmt dieser Mann los, das runde Gesicht umrahmt von nachtschwarzen Locken und einem buschigen Bart. Was als Umarmung gedacht war, hatte mehr von einem Schraubstock. Der Taliban roch nach Kriegerschweiss. Wir waren uns zwei Jahre zuvor begegnet, an der pakistanischen Grenze. Inzwischen waren die Korankrieger in Kabul angekommen, hatten ihre Feinde vertrieben, entspannten sich. Junge Männer mit Gewehren alberten vor den Käfigen herum. Rundherum die Stadt, zertrümmert, zerbombt, ausgehöhlt wie ein kariöser Backenzahn. Die Taliban waren Hinterwäldler, empfanden selbst die Trümmerlandschaft um den Zoo als Cocktail aus Disneyland und dem Palast der Sünde. Und dann kommt auch noch der einzige Europäer, den er kannte: Für meinen dicken Taliban war das sehr aufregend.
An der Front ist der Teufel los
Afghanistan, Syrien, Irak oder Gaza: Die Berichte, die uns aus Krisenregionen erreichen, werden immer brutaler. Was sind das für Leute, die aus Kriegsgebieten berichten?