An der Wand der Liebe
Wenn ein 21-köpfiges Netzwerk in eine Einzimmerwohnung einzieht, dann muss das ein Theaterabend von René Pollesch sein. «Love/No Love» heisst sein neuer Streich im Zürcher Schiffbau.

So eine Gaudi kann Gescheitheit sein, und so cool Komödie. Aber nur bei René Pollesch, dem unangefochtenen Champion des Diskurstheaters. Da wird als Hintergrund zum neuen Abend, «Love/No Love», das A bis Z der zeitgenössischen Kulturtheorie gereicht. Das beginnt bei Giorgio Agamben («Profanierungen») und geht über Zygmunt Bauman («Daten, Drohnen, Disziplin») bis Slavoj Žižek («Ich höre dich mit meinen Augen»). Aber wenn auf der neon-orange leuchtenden Bühne der Schiffbau-Box drei Schauspieler und ein 21-köpfiger Chor mit den Theoriesplittern werfen, wird das Herz zur Zielscheibe, egal, ob der Kopf voll ist von der Lektüre oder nicht. Und sie treffen!