Android: Erfolgreich und schon bald am Ende
Googles Smartphone-Betriebssystem schleppt so viele Altlasten herum, dass es keine Zukunft hat. Doch mutmasslich ist ein Nachfolger in Arbeit.

Android ist überaus erfolgreich. 85 Prozent Marktanteil bei den Smartphones hat das Betriebssystem, das unter Federführung Googles von der Open Handset Alliance entwickelt wird.
Doch trotz des Erfolgs gibt es Stimmen, die Androids Zukunft infrage stellen: «Android steckt in einer Sackgasse», postulierte der Blog osnews.com vor kurzem. Diese Einschätzung wird nicht von allen geteilt. Doch die Probleme, die der Autor Thom Holwerda benennt, gestehen auch enthusiastische Fans ein.
Holwerda sagt, Android sei ein «Hack-Job», der seinen Zenith inzwischen überschritten hat: «Das System leidet an fundamentalen Architekturschwächen.» Das hat zur Folge, dass es nicht so effizient mit den Ressourcen umgeht wie Apples iPhone-Betriebssystem. Es zeigt noch immer Leistungsschwächen, die Google nicht hat beheben können.
Ursprünglich für Kameras gedacht
Android hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Die Entwicklung startete, noch bevor Apple das iPhone öffentlich vorgestellt hatte. Und das System war ursprünglich für Digitalkameras gedacht. Doch weil der Kameramarkt sich nicht so entwickelte wie erhofft, hat Andy Rubin, einer der Väter des Systems, sein Team überzeugt, auf Mobiltelefone umzuschwenken. 2005 übernahm Google Android. Damals war der Blackberry das Vorbild.
Rubin und seine Mitstreiter hatten einige Entscheidungen gefällt, die zur damaligen Zeit nachvollziehbar waren, doch für langanhaltende Schwierigkeiten sorgten. Das System setzte stark auf die Programmiersprache Java von Oracle. Die ist zwar Open-Source, doch für die Benutzung der Programmierschnittstellen will der streitbare Oracle-Chef Larry Ellison mit Milliarden entschädigt werden. Seit 2012 wird prozessiert.
«Brutstätte für Bugs»
Auch die Wahl von Linux als Kernkomponente des Systems war problematisch. Linux ist zwar Open-Source und leistungsfähig, doch dieses System war für Desktop-PCs und nicht für Smartphones entwickelt worden. Der Kern bei Android hat zwar weitgehende Anpassungen erfahren. Doch grundsätzliche Mankos zum Beispiel bei der Leistung lassen sich durch «Tweaking» nicht beheben. Diese Kritik übt auch ein Autor von Zdnet.com, der seinen Artikel auf die pointierte Aussage «Die Zukunft von Android bedeutet den Tod von Android» zuspitzt. Der Kern mit seinen Altlasten sei eine «Brutstätte» für Bugs (Programmfehler) und Sicherheitslücken.
Und es führt zur absurden Situation, dass Konkurrent Microsoft an Android kräftig mitverdient. Microsoft hält mehrere Hundert Patente, die von den Geräteherstellern abgegolten werden müssen. Microsoft schweigt zu den Details dieser Deals. Das chinesische Handelsministerium hat indes 2014 die Patente öffentlich gemacht, als es Microsofts Übernahme von Nokias Mobilfunksparte prüfte. Demnach verdient Microsoft 2 Milliarden Dollar pro Jahr. Zwischen 5 und 12.50 Dollar müssten die Hersteller pro Gerät entrichten.
Rasierklingendünne Margen
Diese Lizenzen schneiden in die «rasierklingendünnen» Margen, wie Zdnet.com anmerkt – auch das ein Konstruktionsfehler. Das grösste Problem ist allerdings die Fragmentierung. So bezeichnet man die Vielzahl an Versionen, die sich in freier Wildbahn befinden. Während beim iPhone eine neue Version des Betriebssystems innert kurzer Zeit auf eine grosse Zahl der Telefone landet, erreichen die grossen Android-Update innert eines Jahres nur gerade 10 Prozent aller Geräte. Das bremst die Verbreitung neuer Funktionen massiv.
Vor allem bringt diese Fragmentierung ein riesiges Sicherheitsproblem: Auch grobe Lücken werden selbst bei relativ neuen Geräten nicht innert nützlicher Frist oder überhaupt nicht geschlossen. Zusammen mit den vielen von Haus aus nicht sehr sicheren Billig-Geräten und den gefährlichen Apps, die es immer wieder auch in den Play-Store schaffen, ist Android deutlich unsicherer als das iPhone.
Weniger Update-Aufwand mit Android 8.0
Für die desolate Update-Situation sind die Gerätehersteller verantwortlich. Sie nehmen eigene Anpassungen am System vor, die nach Updates oft lange auf sich warten lassen oder bei älteren (oder noch nicht so alten) Geräten ganz ausbleiben. Dieses Problem geht Google mit dem jüngsten Update an. Das vorgestern veröffentlichte Android 8.0, das den Übernamen Oreo trägt, verwendet eine angepasste Systemarchitektur.
«Project Treble» trennt jene Systemteile, die vom Hersteller für ihre Hardware angepasst werden müssen, vom Rest des Systems ab. Aktualisierungen können unabhängig von der Hardware erfolgen, was sie theoretisch beschleunigen sollte. Ob das der Fall ist, wird sich in den nächsten Monaten zeigen.
Die fundamentalen Probleme löst auch «Project Treble» nicht. Schätzungsweise mehr als 24'000 Modelle werden verkauft. Eine so grosse Zahl macht es für die Entwickler unmöglich, sicherzustellen, dass ihre Apps überall gut aussehen und richtig funktionieren. Salesforce hat vor kurzem angekündigt, seine Business-Apps nur noch für Samsung- und Nexus-Modelle anzubieten.
Windows als Vorbild
Android braucht einen Nachfolger – da sind sich Fans und Kritiker einig. Als Kronprinz gilt «Project Fuchsia». Dessen Code wurde im Sommer 2016 auf einer Entwicklerplattform entdeckt, ohne offizielle Ankündigung von Google. Fuchsia ist universell und nicht nur für Smartphones, sondern auch für Tablets und PCs ausgelegt. Es ist grafikstark und, so hat es «Ars Technica» aus Google-Kreisen vernommen, «kein Spielzeug».
Fuchsia könnte Android ablösen und Googles Betriebssystem auf eine neue, zukunftssichere Basis stellen. Manche vermuten, dass das im Hintergrund passieren dürfte, sodass die Nutzer gar nicht mitbekommen, dass ihr Telefon mit neuem Kern läuft.
Ein Kommentator von Zdnet.com gibt Google den Rat, von Microsoft zu lernen. Windows hat eine ähnliche Transformation durchgemacht. Ob Mobiltelefon oder Spielkonsole, der Systemkern ist heute überall identisch, und Updates erfolgen zeitnah. «Ja, Windows hat die meisten Probleme gelöst, die Android heute plagen!»
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