Anschlag auf IBM: Drei Personen angeklagt
Drei Schweizerisch-italienische militante Umweltschützer sollen die Sprengung eines IBM-Labors in Rüschlikon geplant haben. Jetzt hat die Bundesanwaltschaft Anklage gegen zwei Männer und eine Frau erhoben.

Die Bundesanwaltschaft erhebt Anklage gegen drei Personen, die mutmasslich einen Anschlag auf das Nanotechnologiezentrum der IBM in Rüschlikon ZH geplant haben. Die Anklageschrift wurde vergangenen Freitag beim Bundesstrafgericht eingereicht.
Anklage erhebt die Bundesanwaltschaft gegen zwei italienische Staatsangehörige und einen in Italien wohnhaften Schweizer, wie sie am Montag mitteilte. Die Anklage lautet auf strafbare Vorbereitungshandlungen zu Brandstiftung sowie Verbergen, Transport und unbefugte Einfuhr von Sprengstoffen.
Die drei Personen waren am 15. April 2010 bei einer Verkehrskontrolle in der Nähe des Albispasses ZH angehalten worden. Im Auto stellte die Polizei Sprengstoff und weitere Gegenstände sicher, die zur Verübung eines Anschlages verwendet werden könnten. Unter anderem trug die Beifahrerin zwei Päckchen Sprengstoff auf sich, total 476 Gramm.
Handschriftliche Bekennerschreiben gefunden
Ausserdem wurden handschriftliche Bekennerschreiben in deutscher Sprache aufgefunden. Darin bekannte sich die Gruppierung Switzerland Earth Liberation Front (ELF) zu einem Sprengstoffanschlag auf das sich damals noch im Bau befindliche Nanotechnologiezentrum der IBM in Rüschlikon.
Die Earth Liberation Front (ELF) agierte in der Vergangenheit vornehmlich in den USA und Kanada. Nach eigenen Angaben im Internet führt das Netzwerk «direkte Aktionen in Form von Wirtschaftssabotage» durch, um die Ausbeutung und Zerstörung der Umwelt aufzuhalten. In den USA wird die ELF als ökoterroristische Gruppierung eingestuft.
Zusammenhang zu Anschlag in Olten
Die drei Inhaftierten waren laut Bundesanwaltschaft gestaffelt am 14. und 15. April 2010 von Bergamo (I) herkommend in die Schweiz eingereist. Mit einem Mietwagen fuhren sie vom Tessin aus in Richtung Zürich. Sie wurden rund drei Kilometer von dem im Bekennerschreiben genannten Anschlagsziel entfernt angehalten und festgenommen.
Seither befinden sich die drei Personen in Untersuchungshaft. Dieser Umstand wurde offenbar als Grund für weitere Anschläge genannt: Im Zusammenhang mit den Paketbombenanschlägen auf die Schweizer Botschaft in Rom und auf die AKW-Fachgruppe Swissnuclear in Olten wurden die Inhaftierten «erwähnt», wie die Bundesanwaltschaft im April bekannt gab. Ob ihre Freilassung gefordert wurde, präzisierte sie nicht.
Verbindung zu Italien
Bei der Explosion einer Briefbombe in der Schweizer Botschaft in Rom wurde im Dezember 2010 ein Botschaftsmitarbeiter an den Händen verletzt. Der Anschlag in Olten erfolgte am vergangenen 31. März. Zwei Angestellte wurden dabei verletzt - eine Frau so schwer, dass sie laut Verfahrensleiter Carlo Bulletti nur durch Zufall noch am Leben ist.
Die Briefbombe war an ein Kadermitglied des AKW Mühleberg adressiert. In den Überresten fanden die Ermittler ein Bekennerschreiben der italienischen Gruppierung Federazione Anarchica Informale (Informeller Anarchistischer Bund, FAI).
Beziehungen zur anarchistischen Szene
Diese Zusammenhänge erwähnt auch der Nachrichtendienst (NDB) in seinem vergangene Woche veröffentlichten Jahresbericht. Die drei Inhaftierten unterhielten laut NDB enge Beziehungen zur anarchistischen Szene in Italien und teilweise auch zum Revolutionären Aufbau Zürich.
Laut dem NDB-Jahresbericht sind im vergangenen Jahr in der Schweiz mehr linksextreme Taten verübt worden, während die Zahl rechtsextremer Taten abnahm. Der Nachrichtendienst zählte 2010 insgesamt 255 «linksextrem motivierte Vorfälle», 15 Prozent mehr als im Vorjahr. Mehrheitlich ging es allerdings um Sachbeschädigungen: Die Zahl linksextrem motivierter Gewalttaten nahm ab, und zwar von 127 im Vorjahr auf 109.
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