Ansichten eines Erziehungspapsts
Zum Schulbeginn redet der frühere Kinderarzt Remo Largo Eltern, Lehrern und Politikern ins Gewissen. Es sei unhaltbar, wie viele Kinder über Mittag und nach der Schule allein zu Hause seien.

Viele Eltern klagen, dass sie sich jedes Jahr auf einen neuen Stundenplan der Kinder einstellen müssen. Ist das wirklich so schwierig, oder machen die Eltern etwas falsch?
Remo Largo: Das Problem ist, dass die Schule nach wie vor nicht familienfreundlich ist. Noch immer herrscht die Vorstellung, dass sich die Eltern beziehungsweise die Mütter ihren Stundenplänen anpassen. Doch das können sie nicht mehr, weil heute auch die Frauen arbeiten. 80 Prozent der Mütter von Schulkindern in der Schweiz sind berufstätig, die meisten arbeiten mehr als 50 Prozent. Sie trifft die ganze Last. Denn 90 Prozent der Väter sind voll berufstätig und in der Familie kaum verfügbar.