Ansturm der Deutschen ist vorbei
Verliert die Schweiz als Einwanderungsland an Attraktivität? Die Zahl der Einbürgerungen sank um fast zehn Prozent. Im letzten Jahr haben zudem Tausende EU-Ausländer hierzulande ihren Job verloren.

Im Jahr 2012 erwarben weniger Ausländer das Schweizer Bürgerrecht, berichtet die Zeitung «Der Sonntag». Die Zahl der Einbürgerungen sank gegenüber dem Vorjahr um fast zehn Prozent auf 33'456, wie neue Daten des Bundesamts für Migration (BFM) zeigen. Das ist der tiefste Wert seit über zehn Jahren. Besonders deutlich ist der Rückgang bei den Serben und Deutschen, die lange Zeit die grösste Einwanderungsgruppe stellten, nun aber hinter die Italiener (4000 Einbürgerungen) zurückgefallen sind.
Das zeigt: Der Ansturm der Deutschen ist vorbei. Seit 2007 dürfen sie ihre Staatsbürgerschaft behalten, wenn sie Schweizer werden. Das sorgte zwei Jahre lang für einen rasanten Anstieg, der nun deutlich abgeflacht ist. 2012 haben sich nur noch 3300 Deutsche einbürgern lassen. Hinzu kommt, dass die EU-Bürger durch das Freizügigkeitsabkommen fast dieselben Rechte wie Schweizer besitzen. Weiter spielen wohl auch die gehobenen Anforderungen eine Rolle. So verlangen heute mehrere Kantone einen Sprachkurs.
Mehr Einwanderer aus Krisenländern
Insgesamt ist die Zahl der Zuwanderer in die Schweiz im letzten Jahr um knapp drei Prozent gesunken. 2011 lag sie noch bei rund 75'000, 2012 bei rund 73'000. Das geht aus der neuesten Statistik hervor, die das Bundesamt für Migration auf seiner Internetseite veröffentlicht hat, wie die «NZZ am Sonntag» schreibt.
Rückläufig war sie zwar bei den Deutschen, in deren Heimatland es wirtschaftlich gut läuft. Stark zugenommen hat die Zahl der Arbeitskräfte aber aus den Krisenländern der EU. So kamen letztes Jahr über 4000 Spanier in die Schweiz, 1000 mehr als im Vorjahr. Ähnlich hohe Zuwachsraten verzeichnen die Portugiesen und die Italiener. Hintergrund ist die stark gestiegene Arbeitslosigkeit in deren Heimatländern, die teilweise die Marke von 25 Prozent überschritten hat.
Hohe Zuwanderung aus Osteuropa
Gut 12 Prozent der Zuwanderer stammten letztes Jahr aus den osteuropäischen EU-Staaten, wie der «Sonntag» schreibt. Knapp 6500 wanderten aus den sogenannten EU-8 ein: aus Polen, Ungarn, Tschechien, Slowenien, der Slowakei, Estland, Litauen und Lettland. Knapp 2500 kamen aus Rumänien und Bulgarien. Bei den EU-8 nahm die Zahl der Zuzüger seit Mai 2012 aber deutlich ab. Sie sank auf durchschnittlich 450 pro Monat, nachdem sie bei 700 gelegen hatte. Auf Anfang Mai hatte der Bundesrat für die EU-8-Staaten die sogenannte Ventilklausel verhängt.
Seit September 2012 haben zudem Tausende von EU-Arbeitskräften in der Schweiz ihren Job verloren – während die Arbeitslosigkeit unter den Schweizern praktisch unverändert tief blieb. Das zeigen neue Zahlen des Bundesamts für Migration, die der Zeitung «Der Sonntag» vorliegen.
Zehn Prozent der Portugiesen arbeitslos
Besonders frappant ist der Anstieg bei der grössten Einwanderergruppe, den Portugiesen: Ende Dezember 2012 waren fast 10 Prozent der Portugiesen in der Schweiz arbeitslos, doppelt so viele wie drei Monate vorher. Unter den Italienern (von 4 auf 5 Prozent) und unter den Deutschen (von 3 auf 4 Prozent) ist die Arbeitslosigkeit zuletzt ebenfalls signifikant angestiegen.
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