«Apple mag unseren Chip wohl mehr als den eigenen»
Hörgeräte werden smart. Kommunizieren wir alle bald über Kopfhörer mit unseren Haushaltsgeräten? Hörgerät-Hersteller Sonova erklärt.

Die Zeiten, in denen ein Hörgerät zwar wichtig, aber auch lästig war, sind längst vorbei. Heute sind die Geräte technisch weit fortgeschritten, unauffällig designt und lassen sich sogar teilweise implantieren. Und sie können sich neuerdings direkt mit Mobiltelefonen verbinden.
Als erste machten das dänische Hörgeräte-Hersteller möglich. Jetzt folgt auch der Schweizer Marktführer Sonova (ehemals Phonak). Die vom Patron Andy Rihs geprägte Firma aus Stäfa präsentierte einen neuen Wireless-Chip, mit dem Hörgeräte mit anderen Hörgeräten und Smartphones kommunizieren können. Der Chip unterstützt laut Sonova das klassische Bluetooth-Protokoll und kann sich deshalb direkt mit Android, iPhone und klassischen Mobiltelefonen verbinden.
Sonova schliesse mit dem neuen Produkt die Lücke zu dänischen Konkurrenten, sagen Analysten. Der Konzern sei zuvor kritisiert worden, weil ihm die Gefahr gedroht habe, den Anschluss an jüngere Kunden zu verlieren. Das neue Gerät sei lange erwartet worden, schreibt etwa die Zürcher Kantonalbank. Laut der Vontobel-Analystin Carla Bänziger könnte das Gerät «eine neue Ära einläuten und einen neuen Standard im Hörgerätemarkt setzen».
«Vielleicht würde Apple unseren Chip lieber einsetzen»
Die ersten Hörgeräte, die mit Smartphones kommunizieren können, kamen schon 2014 auf den Markt. Sie konnten sich allerdings nur mit Apple-Produkten verbinden. Der Marktanteil von Android liegt heute allerdings bei mehr als 80 Prozent. «Unsere Studien haben zudem gezeigt, dass 30 Prozent der 60- bis 70-jährigen Kunden noch klassische Mobiltelefone benutzen», sagt Sonova-Chef Lukas Braunschweiler. Deshalb habe die Firma einen Chip entwickeln wollen, der mit allen Bluetooth-fähigen Telefonen kommunizieren kann.
Für Sonova stehen laut Braunschweiler die Hörbehinderten im Zentrum: «Für sie ist es enorm wichtig, mit ihren Hörapparaten auch telefonieren und Fernseh schauen zu können.» Tatsächlich könnten sich die Hörhilfen aber mit allen internetfähigen Geräten verbinden – also auch mit Türglocken, Rauchmeldern oder Babyphones. Solche Funktionen könnten laut Braunschweiler für die Generation der Babyboomer interessant werden, die langsam ins Pensionsalter kommt. «Diese Generation ist technologisch sehr fit.»
Sich über einen Chip im Ohr mit allen elektronischen Geräten im Haus verbinden – könnte das auch für Nicht-Hörbehinderte interessant sein? Über kabellose Kopfhörer ist das immerhin teilweise schon möglich. Sie verbrauchen bei der Übertragung laut Braunschweiler aber viel mehr Energie als Hörgeräte: «Ihr Chip ist relativ gross und die Batterien sind, im Gegensatz zu denen von Hörgeräten, schnell leer.» Braunschweiler glaubt deshalb, dass die Technologie, die derzeit im Hörgerät-Bereich verwendet wird, auch für den breiten Markt interessant sein könnte. «Vielleicht würde Apple unseren Chip heute sogar lieber einsetzen als den eigenen.»
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