Mag sein, dass die grossen Überraschungen ausgeblieben sind. Mag sein, dass man vieles schon bei anderen Firmen gesehen hat. Mag sein, dass viele der Neuerungen kosmetischer Natur sind. Mag sein, dass die neuen Platformen für Heimautomation und Gesundheit noch wenig ausgereift scheinen.
Etwas ist Apple gestern dennoch gelungen. Das Unternehmen hat seinen Konkurrenten wichtige Argumente weggenommen. Eines der besten Argumente für Googles Smartphone-Betriebssystem Android ist seine Offenheit. Zwar ist nicht jedes Detail auf Hochglanz poliert, dafür können die Nutzer damit machen was sie wollen. Passt einem die Tastatur nicht, kann man sie auswechseln. Möchte man ein Foto von einer App in die nächste weiterleiten, klappt das problemlos.
Genau diese zwei beim iPhone vermissten Funktionen (Eine Woche mit dem iPhone 5s) will Apple mit dem neuen iOS 8 im Herbst einführen. Nebst der neuen Standardtastatur, die ähnlich wie Swiftkey (Eine bessere Tastatur fürs iPhone) errät, welches Wort man als nächstes schreiben möchte, öffnet Apple die Tastatur für Entwickler. Wer mit der Standardtastatur nicht zufrieden ist, kann sie auswechseln. Genau wie bei Android.
Besseres Teilen
Und auch beim Teilen zwischen verschiedenen Apps ist Apple über den eigenen Schatten gesprungen. Kann man mit iOS 7 nur zwischen wenigen ausgewählten Apps Daten austauschen, soll das mit iOS 8 theoretisch allen Apps ermöglicht werden. Ob das in der Praxis ähnlich gut funktioniert wie bei Android, muss sich aber erst noch zeigen.
Aber nicht nur Google und seine Android-Partner dürften nach gestern im Kampf um Marktanteile ein paar Argumente weniger haben. Auch Microsoft, Whatsapp und Dropbox dürfte es nicht besser ergehen. So könnte Apples von der Konkurrenz überflügelte iCloud in der neusten Version mit iCloud Drive Diensten wie Dropbox die verlorenen Kunden wieder abjagen.
Apples Messenger-App iMessage wird in der neusten Version auch vielseitiger und schliesst zu Konkurrenten wie Whatsapp auf. Einzig eine Android-Version der App präsentierte Apple nicht. So brauchen auch iPhone-Nutzer weiterhin Apps wie Whatsapp, um mit ihren Freunden mit Android- oder Windows-Smartphones zu chatten.
Nebeneinander statt zusammenlegen
Während Microsoft immer wieder versucht, Tablet und Laptop in einem Gerät zu vereinen (Dieses Tablet soll den Laptop überflüssig machen), zeigte Apple einen anderen Ansatz: Laptop, Tablet und Telefon sollen nicht vereint werden, sondern besser zusammenarbeiten.
So informiert der Laptop, dass jemand aufs iPhone anruft. Liegt das Smartphone gerade in einem anderen Raum, kann man das Macbook als Freisprecheinrichtung brauchen. Auch soll es mit dem neuen iOS 8 und OS X Yosemite möglich werden, fliessender zwischen den Geräteklassen zu wechseln. So könne man eine eben auf dem iMac geöffnete Internetseite mit einem Wisch auch auf dem iPad öffnen.
Dieser Multi-Bildschirm-Ansatz ist keineswegs neu. Einzelne Aspekte davon gibt es etwa auch bei Google Drive oder Google Chrome. Doch hinterliess die Apple-Variante – mindestens auf der live-gestreamten Showbühne – einen noch intuitiveren Eindruck.
Ein Argument fehlt Apple noch
Auch wenn Apple bei den Funktionen zusehends mit der Konkurrenz gleichzieht, in einem Bereich hinkt das iPhone immer noch hinterher: bei der Bildschirmgrösse. Doch wenn die zahlreichen Gerüchte auch nur im Kern stimmen und Apples Mut zur Offenheit auch auf die Hardware überspringt, wird auch dieses Argument fürs Android-Lager noch dieses Jahr wegbrechen.
Ein grösseres iPhone mit der Flexibilität von Android, das wäre mal etwas. Und wenn es nur ein guter Grund ist für die Apple-Konkurrenten, sich nicht auf dem aktuellen Erfolg von Android auszuruhen.
Ab dem 25. Juni zeigt Google an der eigenen Entwicklerkonferenz im selben Konferenzzentrum wie gestern Apple, wie es mit Android weitergehen soll.
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Apple nimmt der Konkurrenz die Argumente weg
Eine Uhr oder einen neuen Laptop hat der Konzern gestern nicht präsentiert. Dafür macht er mit neuer Software Jagd auf Google, Samsung und Co.