Folgen der Corona-KriseArthouse-Kinos in Zürich gehen für zwei Monate zu
Die 50-Personen-Grenze hat Folgen: Wegen der desolaten Situation schliessen sechs Säle von Ende November bis Anfang Februar 2021.

Die Firma DCM (Berlin/Zürich) hat dieses Jahr die Arthouse-Kinos übernommen, muss sie nun aber bis mindestens Februar 2021 schliessen.
Nach dem Lockdown im Frühling verkündeten die Schweizer Kinos hoffnungsfroh den «Restart», seither hat sich die Situation bezüglich zugelassenen Besuchern und verfügbaren Filmen dramatisch verschlechtert. Vom 26. November bis voraussichtlich zum 4. Februar 2021 schliesst die Arthouse Commercio Movie AG in Zürich deshalb ihre vier Standorte. Dazu gehören das Arthouse Le Paris, das Piccadilly oder das Movie. Bereits vorübergehend geschlossen wurde das Alba.
Die 50-Personen-Grenze habe «drastische Konsequenzen» für Kulturbetriebe, so eine Mitteilung vom Montag. Die Co-Geschäftsführerin Stephanie Candinas schreibt, die Begrenzung der Zuschaueranzahl auf 50 Personen und die daraus resultierenden finanziellen Einbussen «machen für uns den Kinobetrieb mit unserem kuratierten Spezialprogramm betriebswirtschaftlich nicht mehr tragbar». Dies trotz eines Schutzkonzeptes, in das viel Zeit und Energie investiert worden sei. Zu Entlassungen soll es nicht kommen, sagt Stephanie Candinas auf Anfrage.
In den sechs Arthouse-Sälen sässen pro Tag noch rund 315 Zuschauerinnen und Zuschauer, so Candinas. Wenn pro Tag 20 Vorführungen angesagt sind, wird also jede Vorführung im Schnitt von gut einem Dutzend Zuschauer besucht. Gut habe insbesondere das Lunchkino funktioniert, vor der Begrenzung auf 50 Personen seien bis zu 180 Personen im Saal gewesen – «natürlich unter Einhaltung des Schutzkonzepts».
«Verdünntes Programm»
Zu schaffen macht den Kinos in der Schweiz nicht nur das Besucherlimit, sondern auch die Situation mit den Filmstarts. Viele Verleiher würden überprüfen, ob ein Kinostart in der aktuellen Situation für sie überhaupt in Frage komme. Verbunden sei das mit Druck von internationaler Seite, indem die Filmstudios ihre Filme zurückhalten würden. Das bringe Verleiher und Kinos in eine missliche Lage der Abhängigkeit.
Da die meisten Filmstarts auf unbekannte Zeit verschoben worden seien, verdünne sich das Programm immer mehr, sagt Stephanie Candinas. Dadurch liessen sich die Säle nicht mit einem abwechslungsreichen Programm bespielen können, wie es den Arthouse-Kinos vorschwebe.
Die Arthouse-Kinos wurden dieses Jahr von der Produktions- und Verleihfirma DCM übernommen, die das Programmprofil vielfältiger gestalten und auf eine jüngere Generation ausrichten will. Natürlich hätten sie auch mit dem neuen James-Bond-Film «No Time to Die» geliebäugelt, sagt Candinas, «eingebettet in ein Special mit alten Bond-Titeln und ergänzt mit einer Martini-Bar». Dagegen würde der für Anfang Dezember angekündigte Superheldenfilm «Wonder Woman 1984» nicht zum Arthouse-Publikum passen.
Gehofft habe man aber auch auf Schweizer Spielfilme wie «Wanda, mein Wunder» und «Stürm», die nun auch auf nächstes Jahr verschoben wurden.
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