Asbestgefahr in Armeelagern
In mehreren Truppenunterkünften der Schweizer Armee werden offenbar Asbestfasern freigesetzt. Ein Experte warnt vor massiven gesundheitlichen Folgen. Die Armasuisse widerspricht.

Das VBS kämpft mit Asbest-Vorkommen in Ihren Liegenschaften. Dies berichtet die Sendung «10vor10» unter Berufung interner Berichte, die zum Teil ein «erhebliches Risiko» orten. Ein interner Armee-Bericht zum Oberwalliser Truppenlager Gluringen zeigt, dass im Schlaf- und Essraum hochgefährliche, schwachgebundene Asbestfasern freigesetzt wurden. Der Gutachter ordnete die sofortige Sanierung an.
Schon einzelne Fasern stellten bei normaler Nutzung ein erhebliches Risiko dar. Die Armee hat das Lager 2010 geschlossen, aber nur die Soldaten vor Ort informiert. Die Wehrmänner, die in den letzten Jahren möglicherweise die Fasern auch eingeatmet haben, wurden nicht benachrichtigt.
«Wehrmänner sofort informieren»
Der renommierte Lungenarzt und Asbest-Experte Karl Klingler sagt gegenüber «10vor10», dass schon wenige Asbestfasern nach 10 oder 15 Jahren Latenzzeit Lungen- oder Brustfellkrebs verursachen können. Gefährdet seien Wehrmänner mit einer entsprechenden genetischen Veranlagung: «Dann reicht eine ganz kurze Exposition, auch ein kurzer Kontakt mit der Asbestfaser». Klingler fordert, dass unverzüglich alle betroffenen Soldaten informiert werden. Denn bei Rauchern sei nach einer möglichen Asbest-Exposition das Risiko massiv höher.
Der Pressechef der Armasuisse, Kaj-Gunnar Sievert, sieht keine Notwendigkeit, alle betroffenen Soldaten zu informieren: «Die Wehrmänner waren nicht konstant in dieser Unterkunft. Sie waren dem potenziellen Risiko nur kurzfristig ausgesetzt.» Nach Rücksprache mit dem Bundesamt für Gesundheit und den Experten der Suva sei man zur Überzeugung gekommen, dass eine breit gefächerte Information nicht nötig sei.
650 Armeebauten noch nicht untersucht
Das VBS sucht bei rund 1000 ihrer Gebäude mit regelmässiger Belegung nach Asbest. 350 wurden bis heute untersucht, und davon musste oder muss jedes vierte Gebäude laut VBS saniert werden. Zu den anderen Gebäuden sagte Armasuisse-Sprecher Sievert gegenüber der Sendung: «Bei 650 sind wir noch dran.»
Nationalrätin Chantal Galladé, Präsidentin der Sicherheitspolitischen Kommission SIK reagierte überrascht auf die Recherchen: «Ich bin erstaunt, dass ich von ‹10vor10› erfahren muss, dass die Armee offenbar ein massives Problem mit Asbest hat.»
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