Athen liess seine Beamten durch die Hintertür wieder rein
Laut eines Medienberichts soll Griechenland massiv gegen Sparauflagen verstossen haben. Trotz der Verpflichtung, Beamtenstellen zu reduzieren, habe Athen in zwei Jahren 70'000 Staatsdiener eingestellt.

Griechenland soll einem Medienbericht zufolge gegen die internationalen Sparauflagen verstossen haben, indem mehr Beamten eingestellt wurden als erlaubt. Obwohl Griechenland sich verpflichtet habe, nur jede fünfte durch Pensionierung frei gewordene Stelle wiederzubesetzen, seien in den vergangenen zwei Jahren 70'000 Staatsdiener eingestellt worden, berichtete das griechische Nachrichtenmagazin «To Vima» am Sonntag unter Berufung auf einen internen Bericht der Gläubiger-Troika aus EU, Internationalem Währungsfonds (IWF) und Europäischer Zentralbank (EZB). Demnach wurden fast alle frei werdenden Stellen wiederbesetzt.
«Während die Regierung Gesetze zur Reduzierung der Beamtenstellen verabschiedete, liess sie die Leute durch die Hintertür wieder herein», zitierte das Magazin ein namentlich nicht genanntes Mitglied der Troika. «To Vima» berief sich zudem auf einen Bericht des Interims-Finanzministers Giorgos Zannias, wonach die Zahl der griechischen Beamten mit 692'000 nahezu gleich geblieben sei.
Troika verschiebt Besuch
Derweil fielen ausgerechnet vor wichtigen Verhandlungen in dieser Woche zwei Schlüsselfiguren der neuen Regierung aus. Ministerpräsident Antonis Samaras muss nach einer Augenoperation eine Woche lang zu Hause bleiben und kann nicht am EU-Gipfel teilnehmen. Auch der designierte Finanzminister Vasilios Rapanos muss sich nach einem Schwächeanfall schonen.
Aus diesem Grund wurde am Sonntag auch der für Montag geplante Besuch der sogenannten Troika in Athen verschoben. Ein neuer Termin für den Beginn des Kontrollbesuchs der Gläubiger Athens stehe noch nicht fest und solle in einigen Tagen vereinbart werden, hiess es aus griechischen Regierungskreisen.
Europäer erwarten keine Rückzahlung
In Deutschland, Frankreich, Spanien und Italien geht derweil eine Mehrheit der Menschen davon aus, dass Griechenland die erhaltenen Finanzhilfen nicht zurückbezahlen wird. Das zeigt eine Umfrage im Auftrag von Zeitungen in den vier Ländern. In Frankreich rechnen 85 Prozent nicht mit einer Rückzahlung der Hilfen an Griechenland, in Deutschland 84 Prozent, in Spanien 72 Prozent und in Italien 65 Prozent. Deshalb sei ein Grossteil der Befragten auch dafür, Griechenland als Konsequenz aus der Eurozone auszuschliessen.
78 Prozent der Deutschen und 65 Prozent der Franzosen sprachen sich in der Umfrage für den Ausschluss aus. In Spanien und in Italien – auch sie Krisenstaaten im Visier der Finanzmärkte – fällt das Urteil milder aus. Ungefähr die Hälfte – 51 Prozent in Spanien und 49 Prozent in Italien – sind für einen Ausschluss Griechenlands.
Die Aufgabe des Euro hingegen scheint für die Befragten keine Option zu sein. In Deutschland sind 39 Prozent dafür, in Frankreich 26 Prozent, in Spanien 25 Prozent und in Italien 28 Prozent. Die Umfrage in den vier grössten Wirtschaftsnationen der Eurozone wurde vom Ifop-Institut durchgeführt, im Auftrag der Zeitungen «Bild am Sonntag», «Le Journal du Dimanche», «Corriere della Sera» und «ABC». Zwischen dem 18. und 21. Juni wurden in den vier Ländern knapp 4000 Menschen befragt.
AFP/sda/kpn
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