Atom-Endlager: «Es geht nicht um Fairness, sondern um Geologie»
Der Zürcher Regierungsrat ist gegen ein Atom-Endlager im Kanton. Markus Kägi (SVP) tönt aber nicht sehr kämpferisch.
Mit Regierungsrat Markus Kägi sprach René Donzé
Herr Kägi, werden Sie nun vom Unterland ins Säuliamt zügeln? (lacht . . .) Sicher nicht!
Sind Sie überrascht, dass neben dem Weinland nun auch das Unterland für ein Endlager in Betracht kommt? Nein. Es war ja bekannt, dass der Opalinuston als ideal gilt, und diese Schicht geht nun mal auch unter dem Unterland durch. Darum überrascht es mich nicht.
Zwei von drei Regionen, die nun für ein Lager von hochradioaktiven Abfällen geprüft werden, liegen grösstenteils im Kanton Zürich. Finden Sie das fair? Es geht nicht um Fairness, sondern um Geologie. Die Nagra muss die richtige Gesteinsformation für ein solches Lager finden. Und da haben sich die Fachleute nun mal auf den Opalinus geeinigt.
Aber diese Schicht geht ja vom Weinland bis zum Jurasüdfuss. Natürlich wäre es uns sehr lieb gewesen, die Nagra hätte mehr Regionen ausserhalb des Kantons Zürich bezeichnet.
Warum eigentlich sind Sie gegen ein Atom-Endlager im Kanton Zürich? Aufgrund der heute bekannten Fakten ist der Regierungsrat dagegen, weil der Kanton Zürich bereits heute zahlreiche Sonder- und Zentrumslasten zu tragen hat, die der ganzen Schweiz zugute kommen, wie zum Beispiel die Autobahnen, der Flughafen und finanzielle Belastungen.
Aber der Kanton Zürich ist auch einer der grössten Stromverbraucher, müsste er da nicht auch für den Abfall der Kernkraftwerke Verantwortung übernehmen? Selbstverständlich müssen wir dafür auch Verantwortung übernehmen. Darum unterstützen wir grundsätzlich das Standort-Auswahlverfahren, wie es der Bund und die Nagra nun durchführen.
Das heisst, wenn der Bundesrat am Schluss das Unterland oder das Weinland als besten Standort für ein Atomendlager bezeichnet, sträubt sich der Zürcher Regierungsrat nicht mehr dagegen? Dann müssen wir wieder eine Lagebeurteilung machen. Zum heutigen Zeitpunkt, mit den heutigen Kenntnissen lehnt das der Regierungsrat ab.
Der Regierungsrat schreibt, er wolle die Gemeinden unterstützen. Wie denn? Wir haben bereits im Vorfeld des Entscheides des Bundesamtes für Energie mit den Gemeinden Kontakt aufgenommen, sie informiert und kommunikativ unterstützt. Wir werden auch in verschiedenen Gremien Einfluss nehmen: Im technischen Forum für Sicherheit, der Arbeitsgruppe Information und im Ausschuss der Kantone, den ich präsidiere und in dem auch das benachbarte Deutschland vertreten ist.
Hoffen Sie auf deutsche Schützenhilfe?Nein, das hoffen wir nicht. Deutschland ist aber informiert und sitzt mit uns am Tisch. Ich bin sicher, dass sich auch Deutschland gegen ein Endlager auf Zürcher Gebiet wehren wird.
Glauben Sie überhaupt persönlich daran, dass ein Endlager im Kanton Zürich zu verhindern ist? Eigentlich ist das keine politische Frage, sondern eine fachliche. Jetzt geht es darum, die geologischen Rahmenbedingungen zu klären. Der Entscheid fällt dann der Bundesrat und am Schluss das Parlament. Und ich bin überzeugt, dass es zu einem Referendum kommen wird.
Das tönt nicht sehr kämpferisch. Wir werden das Möglichste unternehmen. Aber wir können uns bloss in das laufende Verfahren, das ja vorgegeben ist, einbringen.
Eine andere Taktik wäre, möglichst viel Geld für eine Standortentschädigung für den Kanton Zürich herauszuholen. Das ist eine rein monetäre Angelegenheit, und die steht für uns im Moment überhaupt nicht im Vordergrund.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch