Atomare Bestände weltweit schlecht gesichert
Eine US-Studie schätzt ein, wo Atommaterial wie leicht in falsche Hände geraten kann. Die Schlusslichter der Liste überraschen kaum – doch auch die «offiziellen» Atommächte liegen nur im Mittelfeld.

Die weltweiten Bestände an Atommaterial sind laut einer US-Studie nicht ausreichend gesichert und könnten in die Hände von Terroristen fallen. Waffenfähiges Material könne gestohlen oder auf dem Schwarzmarkt an Terrorgruppen verkauft werden, heisst es in der gestern veröffentlichten Studie der Organisation Nuclear Threat Initiative (NTI).
Am prekärsten ist die Lage demnach in Nordkorea, Pakistan und dem Iran. Für ihre Untersuchung liess die Nichtregierungsorganisation, die sich dem Kampf gegen die Verbreitung von Atommaterial verschrieben hat, die Sicherheit von Atommaterial in hunderten Lagerstätten in 32 Ländern durch Experten einstufen. Dabei ging es um Lager, die jeweils über mehr als ein Kilogramm atomwaffenfähiges hochangereichertes Uran verfügen, das zum Bau einer Atombombe verwendet werden kann.
Fünf Faktoren
Einige der untersuchten Stätten seien gut gesichert, viele andere jedoch nicht, sodass atomares Material gestohlen oder an Terrororganisationen verkauft werden könnte, die bereits öffentlich ihr Streben nach dem Einsatz von Atomwaffen bekundet hätten, hiess es in der Studie.
Die Experten stuften die untersuchten Länder nach fünf Kriterien ein: Menge des dort verfügbaren hochangereicherten Urans und Plutoniums und Anzahl der Lagerstätten, Schutzvorkehrungen in den Atomlagern, Transparenz und Umsetzung von internationalen Sicherheitsstandards, Fähigkeit und Bereitschaft des Staates zur Anwendung dieser Sicherheitsstandards sowie soziale Faktoren wie politische Stabilität, Korruption und Existenz von Gruppen, die sich Atommaterial verschaffen wollen.
«Offizielle» Atommächte im Mittelfeld
Als sicherste Länder stuften die Experten Australien, Ungarn und Tschechien ein. Am unteren Ende der Skala rangiert Nordkorea wegen mangelnder Transparenz und Einhaltung internationaler Standards. Das Land wird auf dem letzten von 100 Plätzen gelistet. Auch Pakistan wird wegen seiner politischen Instabilität, der Existenz militanter Organisationen sowie verbreiteter Korruption und der hohen Zahl an Lagerstätten als unsicher bei der Lagerung des Materials eingestuft, ebenso der Iran.
Die fünf «offiziellen» Atommächte bewegen sich im mittleren Bereich der Bewertungsskala, was zumeist an der Grösse der vorhandenen Vorräte liegt, zum Teil aber auch an der in China und Russland grassierenden Korruption. Von den fünf Ländern führt Grossbritannien die Liste an, gefolgt von den USA, Frankreich, Russland und China.
Israel hinter Russland
Israel wird auf Platz 25 und damit zwischen Russland und China (Platz 24 und 27) gelistet mit Verweis auf den Mangel an Transparenz und laxe Kontrollmassnahmen. Das Land hat niemals zugegeben, Atomwaffen zu besitzen, wird aber international als Atommacht angesehen. Japan kommt auf Platz 23, weil das Land über keine unabhängige Regulierungsbehörde verfügt.
Alle Staaten «können und sollten» mehr für die Sicherheit ihrer Bestände an Atommaterial tun, forderte NTI-Präsidentin Joan Rohlfing. Bei einem Gipfeltreffen zur Nuklearsicherheit 2010 in Washington hatten fünf Länder einen Arbeitsplan verabschiedet, der bessere Kontrollen vorsieht. Das nächste Treffen soll im März in Seoul stattfinden.
AFP/ami
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