Atommüll: Schaffhausen ballt die Faust
Bei der Standortsuche für ein Endlager für radioaktive Abfälle werde zu wenig über Risiken informiert. So lautete einer von vielen kritischen Einwänden bei einer öffentlichen Diskussion in Neuhausen.
Rund 150 Teilnehmende beteiligten sich an einer ersten Informationsveranstaltung des Bundesamts für Energie (BFE) in Neuhausen. Weitere sind in den übrigen Regionen geplant, die sich laut Nagra für die Endlagerung radioaktiver Abfälle eignen. «Wir müssen über das Problem reden», sagte Walter Steinmann vom BFE.
Bedenken nicht ausgeräumt
Vertreter des BFE, der Nagra (Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle) und der Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen (HSK) gaben einen Überblick über den Planungsstand. Sie sicherten ein offenes Verfahren zu, bei dem alle Betroffenen beteiligt werden.
Die Bedenken zerstreuen konnten sie jedoch nicht. So kündigte der Neuhauser Stadtpräsident massiven Widerstand an. Regierungsrat Erhard Meister (SVP) kritisierte, dass die sozioökonomischen Auswirkungen zu spät berücksichtigt werden. «Wir sind höchst besorgt über mögliche Nachteile für die Region», sagte er.
Durch ein Endlager werde der Kanton als Wirtschaftsstandort und Wohnregion weniger attraktiv. Auch Regierungsrätin Ursula Hafner-Wipf (SP) stellte klar, dass der Bau eines geologischen Tiefenlagers weder im Gebiet Südlicher Randen noch in benachbarten Regionen akzeptiert werde.
Sorgen ernst nehmen
Die Sorgen der Bevölkerung müssten ernst genommen werden, hiess es mehrfach. «Es gibt viele, die sind sehr besorgt und fühlen sich bedroht», sagte Meister. Auch der Transport des Atommülls stelle ein Risiko dar.
Die Schaffhauser Regierung ist sogar gesetzlich zum Widerstand verpflichtet. Gemäss dem kantonalen «Gesetz gegen Atommüll- Lagerstätten» müssen sich die Behörden mit allen rechtlichen und politischen Mitteln gegen Endlager auf Kantonsgebiet zu wehren.
Naturpark statt Endlager
Beifall bekam eine Einwohnerin von Benken für ihre Forderung nach dem Ausstieg aus der Atomenergie. «Wir dürfen nicht weiter solches Gift produziere», sagte sie. Auch die Forderung statt eines Endlagers lieber einen Naturpark einzurichten fand Anklang.
Widerstand hatten auch die übrigen Regionen bereits angekündigt. Für schwach- und mittelradioaktive Abfälle geeinget sind laut Nagra die Gebiete Südranden SH, Jura-Südfuss SO/AG sowie der Wellenberg NW/OW. Hochradioaktive Abfälle könnten in den Regionen Zürcher Weinland ZH/TG, Bözberg AG und Nördlich Lägeren ZH/AG endgelagert werden.
Grundsätzlich könnten beide Abfallarten auch an einem Standort gelagert werden. Dies werde noch geprüft, sagte Hans Wanner vom HSK auf die Frage nach einem Kombilager.
Bei der Auswahl der sechs Standorte ist bislang nur die geologische Sicherheit geprüft worden. Im weiteren sollen Raumplanung, Umwelt und Wirtschaft eingezogen werden. Ein Standortentscheid wird voraussichtlich in etwa zehn Jahren gefällt.
SDA/cpm
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch