Attentäter hatte Schweizer Handgranaten im Gepäck
Ç.R., aufgewachsen im Aargau, verübte in der Türkei einen tödlichen Anschlag – mit Kriegsmaterial aus der Schweiz.

Ç. R., 25 Jahre alt und offiziell Bürger von Serbien-Montenegro, ist in Brugg im Aargau aufgewachsen. Wegen diverser Vergehen, das Bundesamt für Migration sprach damals von «erheblicher Straffälligkeit», wurde der junge Mann 2013 aus der Schweiz ausgewiesen.
Wahrscheinlich noch während er in der Schweiz in Haft sass, begann R., sich für den radikalen Islam zu begeistern. Nach seiner Ausschaffung nach Kosovo rekrutierten ihn dann offenbar islamistische Fanatiker für den Jihad. Gemeinsam mit zwei weiteren Terroristen verübte Ç. R. später im Süden der Türkei einen Anschlag und tötete drei Menschen. Seit März 2014 sitzt er in einem türkischen Hochsicherheitsgefängnis eine lebenslange Haftstrafe ab.
Wie der «Sonntagsblick» meldet, hatte R. beim Anschlag auch vier Handgranaten aus der Produktion des Schweizer Rüstungskonzerns Ruag im Gepäck. Das gehe aus der Anklageschrift hervor, die der Zeitung vorliege. Es handle sich um Granaten des Typs ‹high explosive fragmentation HG85 SM8-03› und ‹high explosive fragmentation OHG92 SM6-03 1›.
Die Spur der Granaten
Die beim Terroristen gefunden Granaten stammen ursprünglich aus einer Waffenlieferung im Jahr 2003, damals lieferte der Rüstungskonzern Ruag rund 225'000 dieser gefährlichen Wurfgeschosse an die Vereinigten Arabischen Emirate – offiziell mit der Auflage, diese keinesfalls weiterzugeben.
Recherchen des SRF brachten später allerdings ans Licht, dass die neuen Besitzer es mit dieser Auflage offenbar nicht allzu genau nahmen. Vermutet wird, dass sie ihre Schweizer Handgranaten an Jordanien verschenkten. Doch auch hier blieben die Waffen nicht lang. Über einen weiteren Umweg in der Türkei landeten sie schliesslich in Syrien, fielen Assad-Gegnern in die Hände und eben Ç. R., in dessen todbringendem Gepäck sie schliesslich in die Türkei zurückkehrten.
Strittige Waffen-Deals
Gegenüber dem «Sonntagsblick» streitet Ruag-Sprecher Jiri Paukert eine Verantwortung des Rüstungskonzerns ab: Man halte sich genau an die Schweizer Exportvorschriften und beliefere nur Staaten, bei denen eine offizielle Genehmigung vorliege. Die Ruag selber habe «nie Kriegsmaterial nach Syrien geliefert». Zudem käme es nur selten zu Verletzungen von Wiederausfuhr-Erklärungen.
Dass Schweizer Handgranaten – wie bereits 2012 bekannt geworden war – im syrischen Bürgerkrieg abgefeuert wurden, blieb auf politischer Ebene jedenfalls nicht folgenlos. Mit dem Ziel, eine Weitergabe von verkauften Waffen zu erschweren, hat der Bund mittlerweile die Auflagen für Handelspartner bei Waffengeschäften verschärft.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch