Attentat gegen Schweizer Botschaft: Die lange Blutspur der Bombenleger
Die Polizei sucht fieberhaft nach den Terroristen von Athen. Die Spuren führen ins links-autonome Milieu. Dass die Bombenleger die Schweizer Botschaft angegriffen haben, erstaunt. Sie haben ganz andere Ziele.
Nach der Serie von Paketbomben-Attentaten vom Montag und Dienstag hat die griechische Polizei die Fahndung nach mehreren Verdächtigen intensiviert. Die Ermittler suchen nach fünf Männern im Alter von 21 bis 30 Jahren, die dem linksextremen Milieu zugerechnet werden. Zwei Verdächtige waren bereits am Montag festgenommen worden.
Bei den 22 und 24 Jahre alten Männern wurden zwei der Paketbomben gefunden, von denen eine an Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy gerichtet war. Beide waren mit Pistolen bewaffnet, einer von ihnen trug eine kugelsichere Weste. Der 22 Jahre alte Festgenommene wurde als Mitglied der anarchistischen Gruppe «Verschwörung der Zellen des Feuers» gesucht, welche sich seit ihrem Auftauchen 2008 zu mehreren Sprengstoffanschlägen bekannt hat.
Den Sturz des Systems als Ziel
Die «Verschwörung der Zellen des Feuers» wendet sich seit Jahren mit gewalttätigen Aktionen gegen die sozialistische Regierung Griechenlandes und gegen den strikten Sparkurs, den diese Griechenland auferlegt hat. Die Aktivisten wollen nach eigenen Angaben den Sturz des Systems erzwingen. In ihren Bekennerschreiben bezeichneten sie sich jeweils als «Stadtguerilla».
Die Gruppe besteht aus einem kleinen Kreis von meist jungen Mitgliedern, die ähnlich der Roten Armee Fraktion operieren. Neben der «Verschwörung der Feuerzellen» sind weitere Gruppen mit Namen wie «Volksaktion», Epanastatikos Agonas («Revolutionärer Kampf») und Sechta Epanastaton («Sekte der Revolutionäre») im Kampf gegen den griechischen Staat aktiv.
Mit den Anschlägen der vergangenen Tage ist in ganz Europa ein Phänomen ins Zentrum gerückt, unter dem Griechenland schon länger leidet. Seit Monaten nämlich verbreiten die radikalen griechischen Autonomen Angst und Schrecken. Als Auslöser der Gewalt gilt der Tod eines 15-Jährigen durch eine Polizeikugel im Dezember 2008, wie die «Vorarlberger Nachrichten» in ihrer Online-Ausgabe berichten. Der Schüler soll zusammen mit Hooligans an gewalttätigen Ausschreitungen bei einem Wasserballspiel beteiligt gewesen sein. Seither kommt die Millionenstadt Athen nicht mehr zur Ruhe.
Brutaler Mord an einem Polizisten
Im Juni 2009 wurde ein Polizist brutal ermordet. Ein zweiter war im Januar von schwer bewaffneten Extremisten angegriffen und lebensgefährlich verletzt worden. Ausserdem gab es verschiedene Bombenanschläge auf Polizeistationen, einen Polizeibus und Banken sowie staatliche Einrichtungen. Am 27. Dezember 2009 hatte eine Bombe schwere Schäden am Gebäude einer Versicherung angerichtet. Im Juni detonierte eine Briefbombe in den Händen eines Sekretärs des griechischen Ministers für Öffentliche Ordnung. Der Mann kam dabei ums Leben.
Die Polizei ging mit grosser Härte gegen die Autonomen vor. Sie glaubte zwei der linksautonomen Organisationen («Revolutionärer Kampf» und «Verschwörung der Zellen des Feuers») grösstenteils zerschlagen zu haben. In den vergangenen sechs Monaten waren zehn ihrer mutmasslichen Mitglieder festgenommen worden. Das war offenbar ein Irrtum: Viele Mitglieder dieser kleinen linksautonomen Organisationen sind jedoch weiter aktiv, wie die aktuellen Anschläge zeigen.
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch