Auch in der Schweiz wird Butter knapp
Beurre-Gate in Frankreich: Unserem Nachbarn geht die Butter aus, die Grande Nation ist in Aufregung. Doch auch in der Schweiz steigen die Preise mit der Nachfrage.

Auf Twitter machen Fotos von leeren Supermarktregalen die Runde. Der Agrarminister muss sich kritische Fragen im Parlament gefallen lassen. Und sogar die internationale Presse wie die «New York Times» greift das Thema auf: Es geht um Frankreichs Butterkrise, die als «Beurre-Gate» für Aufregung sorgt.
Was ist passiert: Der Butterpreis in Europa ist förmlich explodiert. Kostete eine Tonne im April 2016 noch 2500 Euro, waren es im September stolze 6800 Euro. Grund dafür ist eine weltweit ansteigende Nachfrage, die bereits seit einigen Jahren zu beobachten ist.
So ist Butter wieder «in», spätestens seit Wissenschaftsmagazine wie «Medicine» die Butter vom Generalverdacht befreit haben, besonders schädlich zu sein. Das veranlasste das renommierte «Time»-Magazine sogar zu einer Titelstory mit der Zeile «Esst Butter». In den USA ist in diesem Jahr der Butterverbrauch um acht Prozent gestiegen, und die Butter-Exportzahlen Europas nach China sind um stolze 46 Prozent hochgeschnellt. Gleichzeitig wuchs die Weltproduktion in diesem Jahr nur um zwei Prozent, in der EU ist sie sogar leicht rückläufig.
An die Vereinbarungen von Februar gebunden
Doch nur in Frankreich führt diese Weltmarktlage zu leeren Supermarktregalen. Das Phänomen erklärt sich mit den Eigenheiten des Detailhandels unseres Nachbarn im Westen. Denn Lieferanten und Händler wie Carrefour oder Leclerc legen immer einmal im Jahr – und zwar im Februar – Preise und Lieferkonditionen fest. Nun sind seit Februar die Butterpreise international stark gestiegen; doch die französischen Hersteller sind an die Vereinbarungen von Februar gebunden und haben im Inland wenig von den international steigenden Preisen.
Frankreichs Bauern verkaufen daher verstärkt Butter im Ausland. Und Backwarenhersteller haben zum Teil die Supermarktregale geplündert, weil Butter im Supermarkt günstiger war als im Grosshandel.
Die Marktlage hat dazu geführt, dass nach happigen Preiserhöhungen Butter in Deutschland mittlerweile genauso viel kostet wie in der Schweiz. So verlangt Rewe für 250 Gramm seiner Butter «Rewe Beste Wahl» umgerechnet 2.54 Franken. Die günstigste Butter «M-Budget» ist laut Onlineshop bei der Migros für 2.55 Franken zu haben.
Lager in der Schweiz sind fast leer
Nun wird auch in der Schweiz die Butter langsam knapp. Laut der Branchenorganisation Butter sind derzeit nur noch 1800 Tonnen im Lager. So sind die Verkäufe von Milchrahmbutter in diesem Jahr um 20 Prozent gestiegen. Gleichzeitig sank die Produktion, auch wegen einer rückläufigen Milchproduktion. «Die Bestände sind sehr tief. Eine solche Situation gab es seit 2008 nicht mehr», sagt Peter Ryser, Geschäftsführer der Branchenorganisation Butter zur «BauernZeitung».
«Die Butterpreise gehen in der Schweiz ebenfalls nach oben», heisst es daher bei der Migros. Der orange Riese wolle die jüngst beschlossene Erhöhung der Richtpreise an die Konsumenten weitergeben, hiess es. Diese Richtpreise geben die Branchenorganisationen ihren Mitgliedern als Orientierung für die Preisverhandlungen vor.
Butterpreise steigen in der Schweiz
Wie stark die Preise steigen würden, dazu machte Migros keine Angaben. Coop zeigt sich hier auskunftsfreudiger: «Angesichts der Marktlage sind die Butterpreise im Oktober gestiegen, bei «Die Butter Kochbutter» zum Beispiel von 2.95 auf 3.10 Franken», teilte Coop mit. Einen Versorgungsengpass gebe es nicht.
«Bei einer konsequenten Weitergabe der jüngsten Preiserhöhungen an die Milchproduzenten gehen wir von steigenden Milchmengen aus, was die knappe Versorgungssituation bei der Butter entspannen wird», heisst es auch bei Migros.
«Handel und Verarbeiter nutzen ihre Marktmacht schamlos aus.»
Die Butterpreise in der Schweiz steigen nicht so stark wie im Ausland. Sehr zum Leidwesen von Bauernverbandspräsident Markus Ritter, der von einem «unhaltbaren Zustand» spricht. «Handel und Verarbeiter nutzen ihre Marktmacht schamlos aus», so Ritter in der «BauernZeitung».
Der Weg in den Export scheint für die Hersteller keine echte Alternative zu sein. Normalerweise sind Schweizer landwirtschaftliche Erzeugnisse teurer als in der EU, daher spielt der Butterexport für die Branche keine grosse Rolle. Ein Branchenexperte meint hinter vorgehaltener Hand, dass es für die Hersteller zudem kaum lohnend sei, wegen einer kurzfristigen Marktanomalie die Lieferbeziehungen mit den Riesen Migros und Coop zu riskieren und Butter ins Ausland zu verkaufen. «Man sägt nicht an dem Ast, auf dem man sitzt.»
In Frankreich nehmen die Verbraucher die aktuelle Butterknappheit mit Humor. Unter dem Hashtag #BeurreGate warnt zum Beispiel Twitter-Nutzer Gildas Ribot, dass Frankreich viel einstecken könne, «aber das Essen, das ist heilig». «Mindestens dafür wurde 1789 der König vom Thron gestossen.»
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