«Auch Künstler müssen nachfrageorientiert produzieren»
Vielen Kulturschaffenden fehlt das Geld, sich um die Altersvorsorge zu kümmern. Trotzdem lehnt es der Kantonsrat ab, dass der Staat in die Bresche springt.

Das Timing war sicher nicht das glücklichste für die Parlamentarier der SP: Am gleichen Tag, als sich im Zürcher Kantonsrat ein Sturm der Entrüstung über die Provokation des Künstlers Philipp Ruch entlud, kam auch ihre Motion zugunsten selbstständiger Kulturschaffender zur Sprache. Die SP forderte, dass der Staat anders als heute einen Teil von deren Altersvorsorge übernehmen solle.
«Kulturschaffende sind zwar selbstständig, aber selten erwerbend», fasste SP-Kantonsrat Andrew Katumba das Problem vieler selbstständig erwerbender Künstler zusammen. Oft reiche das Geld nicht, um in die Pensionskasse oder die dritte Säule einzuzahlen. Da nütze es nichts, auf Eigenverantwortung zu pochen. Im Alter seien Künstler oft auf Ergänzungsleistungen angewiesen. Katumba forderte deshalb, dass der Staat einen Teil der Vorsorge übernimmt. Zahlen müsse der Staat ja so oder so.
Ausser auf der links-grünen Ratsseite und bei der EVP erntete der Vorstoss allerdings bei allen Fraktionen ein Nein. Als Selbstständiger habe man nicht nur Freiheiten, sondern auch Pflichten, sagte Sabine Wettstein (FDP, Uster). Das gelte auch für Künstler. Gemäss FDP wäre es eine Möglichkeit, dass die Vergabe von öffentlichen Geldern oder Aufträgen davon abhängig gemacht werden könnte, ob der Künstler fürs Alter vorsorge.
Der Luxus brotloser Kunst
Die BDP wiederum befürchtete eine Bevorzugung der Künstler, wenn der Staat ihnen einen Teil der Vorsorge bezahlen würde. «Ein Gärtner muss für seine Vorsorge schliesslich auch aufkommen.» Die EDU formulierte es ganz direkt. «Wenn ich mir den Luxus brotloser Kunst erlaube, dann muss ich mir halt einen Sponsor suchen oder eine hauptberufliche Tätigkeit, von der ich leben kann», sagte der Landwirt Hans Egli. Am Schluss müsse man doch irgendwie nachfrageorientiert produzieren.
Regierungsrätin Jacqueline Fehr (SP) lehnte den Vorstoss ebenfalls ab. Allerdings nicht aus inhaltlichen Gründen, sondern weil das Problem auf nationaler Ebene bereits erkannt sei. Es werde von den Kantonen gegenwärtig abgeklärt, wie die soziale Sicherheit für Kulturschaffende verbessert werden könne. Im Zuge der Rentenreform soll zudem eine Lösung für alle Selbstständigen gefunden werden, egal ob diese als Künstler arbeiten oder Gärten pflegen. Weil das Problem national bereits erkannt ist, sagte auch die AL Nein zum SP-Vorstoss. Der Kantonsrat lehnte ihn schliesslich mit 118 zu 54 Stimmen ab.
SDA/hub
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch