Auch Puppen sind nur Menschen
Das Zürcher Opernhaus eröffnet seine Saison mit einem phänomenalen «Wozzeck». Andreas Homoki zeigt Alban Bergs Werk als groteskes Figurentheater – in einem genialen Bühnenbild.

Blass ist dieser Wozzeck, blasser noch als in anderen Aufführungen. Aber es ist nicht das Elend, das ihm die Farbe aus dem Gesicht treibt, auch nicht die Bohnendiät, die ihm der Doktor verordnet hat. Es ist die weisse Theaterschminke, die dick und klumpig übers Gesicht verteilt und in den Bart geschmiert wurde. Denn dieser Wozzeck, der einst eine historische Figur war, der 1836/37 von Georg Büchner im Dramenfragment «Woyzeck» zum Stellvertreter aller Geplagten und von Alban Berg 1921 als Opernfigur entdeckt wurde: Dieser Wozzeck ist in der Inszenierung von Andreas Homoki mehr Puppe als Mensch.